Fahndung nach Robert Rolle

März 10, 2023

Der in Lissa wegen Urkundenfälschung in Untersuchungshaft befindlich gewesene Privatsekretär Robert Rolle, hat am 30. November (1866) Gelegenheit gefunden, dem ihm transportirenden Gefangenenwärter zu entweichen. Verfolgt von dem Königlichen Kreisgericht in Lissa, wohin derselbe abzuliefern.

Signalement: Geburtsort Schmiegel, Aufenthaltsort Kosten, Religion evangelisch, Alter 21 ¾ Jahr, Größe 5´ 2“, Haare braun, Stirn frei, Augenbraunen schwärzlich, Augen blaugrau, Nase und Mund gewöhnlich, Bart blond – im Entstehen, Zähne defekt, Kinn und Gesichtsbildung oval, Gesichtsfarbe gesund, Gestalt schlank, Sprache deutsch.

Bekleidung: ein schwarzer Düsselrock, ein braungerippter Rock, eine schwarze Tuchhose, eine schwarze Weste, und schwarz und weiß wollenes Halstuch, ein Paar Stiefeln, eine schwarze Tuchmütze, ein leinenes Hemde, ein Hosenträger, eine Unterhose, zwei Taschentücher und außerdem besitzt er eine Haarbürste, einen Kamm und eine Tabaksdose.

Dies zur Kenntniß, Königliches Kreisgericht zu Lissa.

Aus dem Jahr 1866. (Schreibweise original)

Anmerkung. Robert August Louis Rolle wurde am 31.01.1845 in Schmiegel geboren, seine Eltern waren der Müller Carl August Rolle und Johanna Charlotte Kresse.

Die Flußnymphe und der lose Vogel

März 3, 2023

Thorn im August 1924. Eine Dame badete hier kürzlich an einer einsamen Uferstelle der Basarkampe. Wäsche und Kleider glaubte sie im Gebüsch sicher versteckt. Doch ein loser Vogel entführte die Wäsche, ließ aber, offenbar in einer Anwandlung von Mitleid, Mantel und Schuhe zurück.

So konnte die bestohlene Flußnymphe wenigstens notdürftig bekleidet ihr Heim aufsuchen.

(Schreibweise original)

Eine Gedenktafel – das, was bleibt

Februar 22, 2023

Als das Jahr 1826 in den letzten Zügen lag, wurde in Wollstein über den Neubau einer Kirche beraten – niemand der Teilnehmenden dachte wohl daran, daß ihre Gedankenspiele fünf Jahre später zum Tode zwei junger Menschen führen würden. Im Jahr 1828 waren die Pläne so weit gediehen, daß die Baukommission beschloß, Baumaterial zu beschaffen; ein Jahr später wurde das Vorhaben vom König mit einem Gnadengeschenk von 7000 Reichstalern unterstützt.

So wurde also begonnen, im Juni 1830 – 13 Arbeiter hoben den Fundamentsgraben aus und zum Abschied des Monats Juni fand bereits die Grundsteinlegung statt und im Juli trafen die ersten Ziegel aus der Ziegelei aus Rothenburg an der Obra ein.

An einem Donnerstag im September 1831 passierte es dann – um 16:30 Uhr saß der Maurergeselle Woitschach auf der frisch gemauerten Turmecke und legte das Lot an – als er jählings den Halt verlor und in den Tod stürzte. Im Kirchenbuch wurde diesbezüglich vermerkt: „Fand seinen Tod durch einen Fall vom Thurm“.

Kirchturm der evangelischen Kirche in Wollstein

Im November 1831, es war Montag gegen 08:00 Uhr passierte ein weiteres Unglück. Der Maurerlehrling Deul befand sich auf dem Boden der Kirche und schritt von Balken zu Balken – auch er stürzte plötzlich hinab – in das Kirchenschiff und blieb in der Nähe vom Haupteingang bewußtlos liegen. Nur einen Tag später verschied er; der Pfarrer hielt fest: „An den Folgen eines Falles von der Kirche“. Der Bau wurde natürlich fortgesetzt.

Der Maurergeselle Johann August Woitschach war zum Zeitpunkt seines Todes 21 Jahre alt und stammte aus Kolzig. Seine Eltern waren der Mühlenbesitzer Johann Friedrich Woitschach und Anna Elisabeth Blümel.

Der Maurerlehrling Gottlieb Deul war 19 Jahre alt und kam aus Schlabrendorf bei Kolzig. Seine Eltern waren der Kolonist Johann George Deul und Maria Elisabeth Weiß.

Als letzte Ehre wurden ihnen zum Andenken eine metallene Tafel in der Vorhalle der Kirche gewidmet. Eine Gedenktafel – das, was bleibt. Allein, bis heute?

Max Schmeling – ein Bub aus Pommerellen

Februar 15, 2023

Schon seit einiger Zeit erhält sich in der Stadt Dirschau hartnäckig das Gerücht, daß die Vorfahren des jetzigen Box-Weltmeisters aller Gewichtsklassen, Max Schmeling, in Dirschau ansässig waren. Wohl auch aus diesem Grunde war das Interesse für den Ausgang des Weltmeisterschaftskampfes in unserer Stadt besonders lebhaft. Es ist uns jetzt gelungen, eine klare Bestätigung dieses Gerüchtes zu erlangen. Aus der Lebensgeschichte Max Schmelings, die unter dem Titel: „Ich und meine Kämpfe“ demnächst im Verlag Grethlein u. Co. in Leipzig erscheinen wird, ist in Filmzeitschriften ein Abschnitt „Besuch bei Lubitsch“ veröffentlicht worden. Während seines Besuches in Hollywood erzählte Schmeling bei dem deutschen Filmschauspieler Ernst Lubitsch einiges aus seinem Leben. Er sagte hier, daß sein Großvater väterlicherseits Malermeister in Dirschau war.

Wie wir weiter erfahren, verließ Max Schmelings Vater schon im jugendlichen Alter Dirschau und ergriff den Seemannsberuf. Schließlich wurde er Steuermann bei der Hapag (Hamburg-Amerika-Linie). Seine Familie wohnte in Klein-Lukow bei Pasewalk, wo Max Schmeling auch am 28.09.1905 geboren wurde. Neun Monate nach Maxens Geburt siedelte die Familie nach Hamburg über. Mit 15 Jahren trat Max in die kaufmännische Lehre. Er war so auch zwei Jahre tätig, bis er schließlich genug von der Büroarbeit bekam und durch Deutschland zu wandern begann.

Seine Laufbahn als Boxer begann in Düsseldorf, wo ihn ein Artist namens Klein entdeckte. Mit dem Boxen ging es nicht gleich los, vielmehr wurde Max zunächst Artist, als ein kommender Breitbart ausgebildet. Neun Monate lang hat er allerhand Kunststücke vorgeführt, Nägel und Ketten durchbissen, ein Auto über sich fahren lassen und was es an ähnlichen Vorführungen noch gibt. Er trat in den Sportclub „Colonia“ als Amateurboxer ein und sehr rasch in den Vordergrund, denn seiner mächtigen Rechten war kein Gegner gewachsen. Dann wurde Max Professional. Schmelings boxerische Laufbahn weist verhältnismäßig wenig Kämpfe auf; dank eines guten Managements hat Max aber früh die größten Gegner bekommen. In der Erringung des Weltmeistertitels erfuhr seine Laufbahn die Krönung.

Von großem Interesse dürfte es sein, daß auch noch augenblicklich in Dirschau Verwandte Max Schmelings ansässig sind, nämlich ein Bruder von dem Vater Schmelings, also ein Onkel des Weltmeisters: Herr Malermeister Bruno Schmeling. So ist der neue Weltmeister durch verwandtschaftliche Beziehungen auch noch gegenwärtig mit unserer Stadt Dirschau verbunden.

Aus dem Jahr 1930. (Schreibweise original)

Orkanschäden in und um Wollstein

Februar 8, 2023

Bei dem letzten verheerenden Orkan, der über unserer Stadt und Umgebung wütete, blieben auch die Nachbarorte Groß Nelke und Chorzemin nicht verschont. Während in Groß Nelke im Vorwerk des Rittergutsbesitzers Dr. Lehfeldt – Lehfelde – eine 400 Meter lange Scheune gänzlich abgedeckt und fortgeschleudert wurde, wurde auf dem Gute Chorzemin die Feldscheune vollständig vernichtet.

Ferner ist die Feldmark des Rittergutsbesitzers Dr. Lehfeldt von dem bösartigen Orkan stark heimgesucht worden. Ganze Schläge einzelner Getreidearten sind durch den starken Regen und Hagel niedergedrückt und zum Teil vernichtet worden. Der Schaden ist noch nicht abzuschätzen.

Regen, verbunden mit Hagel, Gewitter und Sturme suchten auch Wollstein heim. Der Sturm deckte Häuser und Kirchen ab und entwurzelte starke und kräftige Bäume. Besonders stark wütete der Sturm auf beiden Friedhöfen der Stadt und in der früheren Unruhstädter Straße. In der Nähe des Vetterschen Sägewerkes lagen die hohen starken Erlen wie gemäht da. Ganze Schanzen von Erde hatten sich mit dem Wurzelgeflecht aufgetürmt und boten ein seltenes Bild. Die Gänge und Steige auf den Friedhöfen waren von den abgeknickten Bäumen gänzlich gesperrt. Grabsteine und Denkmäler sind zertrümmert und liegen gesplittert da.

Aus dem Jahr 1938. (Schreibweise original)

Verlobt? Ja. Nein! Doch. Oh!

Januar 28, 2023

Aus Bublitz in Pommern wird dieser Tage von folgender Liebe-Lust, Liebe-Leid berichtet. So heißt es im Anzeigenteil der Bublitzer Zeitung:

„Flora Wenzel, Conrad Bruckhoff. Verlobte.“

Als zweiter Akt erschien folgende Warnung des Vaters des hoffnungsvollen Bräutigams:

„Mein Sohn Conrad Bruckhoff hat das Elternhaus ohne meine Einwilligung verlassen. Er ist minderjährig. Ich warne daher jeden, ihm etwas zu borgen, da ich für nichts aufkomme.“

Nun ließ sich Conrad Bruckhoff folgendermaßen vernehmen:

„Meine Verlobung mit Fräulein Flora Wenzel erkläre ich für aufgehoben.“

Dieser Zustand dauerte aber nicht lange, denn flugs am anderen Tage stand wieder in der Zeitung zu lesen:

„Die Verlobung mit Fräulein Flora Wenzel ist nicht aufgelöst. Sie bleibt bestehen. Conrad Bruckhoff.“

Ob nun wohl das letzte Wort in dieser Liebes-Leidensgeschichte gesprochen ist?

Jene Unentschlossenheit vollzog das Leben im Jahr 1922. (Schreibweise original)

Raubmord in Wollstein

Januar 20, 2023

In unserem sonst so stillen Örtchen wurde am vergangenen Freitag ein grauenhafter Raubmord verübt. Als die alleinwohnende 60 Jahre Elly W. sich nicht sehen ließ, wollten die Nachbarn in die Wohnung eindringen, doch war die Tür verschlossen. Man rief deshalb die Polizei herbei, in deren Gegenwart die Wohnungstür aufgebrochen wurde.

Die Frau wurde tot auf dem Fußboden liegend aufgefunden. Die Leiche wurde ins Kreiskrankenhaus gebracht, wo eine Sezierung ergab, das Mord vorliegt. Neben Würgemalen am Halse deuten andere Körperverletzungen daraufhin, daß sich die Frau heftig zur Wehr gesetzt hat.

Die Ermordete lebte in guten Verhältnissen. Ihr vom Vater ererbtes Grundstück hatte sie vor einigen Jahren dem Mühlenbesitzer Heinrich verschrieben, der ihr eine monatliche Rente zahlte.

Die Untersuchung ergab, daß die Frau am Abend vorher von einem Mann besucht worden ist, mit dem sie sich längere Zeit unterhielt. Aus der Wohnung ist auch etwas Bargeld verschwunden. Bisher konnten aber keine Spuren gefunden werden, die auf die Täter hinweisen würden.

Aus dem Jahr 1938. (Schreibweise original)

Ein ungeklärtes Verbrechen?

Januar 13, 2023

In Tarnowo, Kreis Wollstein, wurde unter der Dielung eines Hauses in 1 Meter Tiefe ein Skelett ausgegraben. Es liegt der Verdacht eines vor Jahrzehnten verübten Verbrechens vor, um so mehr, als der Schädel Verletzungen aufweist, die darauf hindeuten.

Es liegt im Interesse der polizeilichen Erhebungen, daß Personen, die über ein ungeklärtes Verschwinden eines Menschen, auch wenn dieser Fall vierzig oder fünfzig Jahre zurückliegt, informiert sind, dies der Polizei melden, um den rätselhaften Fall einer Lösung näherzubringen.

Aus dem Jahr 1933. (Schreibweise original)

Ein anscheinend taubstummer Knabe

Januar 4, 2023

Im hiesigen Orte (Landsberg an der Warthe) hat sich am 23. des Monats (August) ein anscheinend taubstummer Knabe, circa 10 bis 12 Jahr alt, eingefunden und ist, da keine persönlichen und heimathlichen Verhältnisse nicht festgestellt werden konnten, in die hiesige Landarmen-Anstalt eingeliefert worden. Derselbe ist 3 ¾ Fuß groß, hat blonde Haare, bedeckte Stirn, blonde Augenbraunen, blaue Augen, breite stumpfe Nase, breiten Mund, gesunde Zähne (die oberen Schneidezähne auseinanderstehend), rundes Kinn, längliche Gesichtsbildung, gesunde Gesichtsfarbe und kleine untersetzte Gestalt.

Er giebt nur die Töne „Bäbä“ von sich und war mit einem alten groben grüntuchenen Rock, einer alten grautuchenen Jacke (über den Rock gezogen), einem weißwergenen Hemde bekleidet.

Wir ersuchen nun sämmtliche resp. Polizeibehörden zur baldigen Ermittelung der Heimathsverhältnisse dieses Knaben uns behülflich zu sein und uns gefälligst Auskunft zu ertheilen, sobald seine Angehörigen bekannt werden sollten.

Die Inspektion des Landarmenhauses, den 30. August 1847.

(Schreibweise original)

Das gleiche alte Lied

Dezember 29, 2022

Das Jahr ist noch neu, gleichwohl wird es mit eisernen Schritten wie alle anderen zuvor vergehen. Unausweichlich wird es für immerdar in den Strudel der Zeit gesogen und am Ende werden wir uns erneut fragen, wo die schönen Momente des Jahres nur geblieben sind. Dann beginnt es von vorn, das Spiel des Lebens. Immer wieder. Nur die Spieler können sich einer beständigen Ablösung sicher sein. So war die Ordnung der Dinge und so wird sie immer sein.

Menschen kommen, gehen. Das Jahr weht ungerührt in die Vergangenheit – wir unbedeutenden Menschen folgen. Heute oder morgen; die Zeit wird es lehren. In der Erinnerung ausgewählter Personen leben wir weiter, bis auch sie lächelnd, tanzend von der unerbittlichen Lehrmeisterin in den Tod gefällt werden. Das gleiche alte Lied. Genießen wir jeden Moment des Lebens, an dem wir temporär daran partizipieren dürfen. Es ist dies ein einzigartiges Geschenk. In diesem Sinne, wir Wollsteiner wünschen:

Tempus fugit

Dezember 23, 2022

„Den Einfluß der Verstorbenen auf ihre Nachlebenden an das Tageslicht zu ziehen, ist rechts eine Seligkeit und links eine Erlösung für beide Teile.“

(Karl May)

In diesem Sinne, ich wünsche ein harmonisches Weihnachtsfest, geboren in Liebe und Frieden und immerdar in Gedenken an die verehrten Altvorderen.

Fest der Turner in Wollstein

Dezember 18, 2022

Am Sonntag, dem 30. Oktober, feierte der Männer-Turn-Verein Wollstein im Saale des Herrn Thiem, Berzyner Mühle sein 75jähriges Bestehen. Die ganze Turnerschaft war um 8 Uhr abends an Ort und Stelle erschienen, aber auch viele geladene Gäste nahmen an der Feierstunde teil. Die sehr reichhaltige Festfolge brachte viele sehenswerte Vorführungen. Nach dem Lied der Turner „Reiht euch zu vieren“ folgt ein Vorspruch zur Feier des 75jährigen Bestehens des Männer-Turn-Vereins Wollstein. Sprechchor und Lied waren die weiteren Programmpunkte der Feier.

Die Festrede hielt Kaufmann Bruno Schulz. Er schilderte den Werdegang des Vereins von seiner Gründung im Jahre 1863 bis auf den heutigen Tag. Darauf ging der Redner ausführlich auf die Pflichten und Aufgaben des Turnervereins ein und stellte den Begründer des Turnens, „Vater Jahn“, als leuchtendes Vorbild in den Vordergrund. Jeder Turner muß ein wahrhaft deutscher Turner sein. Starker Wille und strenge Disziplin bilden die Grundpfeiler eines gesunden turnerischen Geistes. Die Volksgenossen sollen aber auch an den Turnern nicht immer herumkritisieren. Die Kritik bleibt einzig und allein nur den Turnern selbst überlassen.

Nachdem der Vortragende mit einem Hoch auf die Deutsche Turnerschaft seine Ausführungen beendet hatte, zeigten die einzelnen Riegen Freiübungen, Bodengymnastik und Pferd-Turnen. Dann wurden Mitgliedschaftsurkunden vom Vorsitzenden des Turnervereins, Sachweh, an fünf Turner, die 25 bis 45 Jahre ihre Mitgliedschaft im Männer-Turn-Verein Wollstein nachweisen können, überreicht. Ein gemeinsames Lied beendete die reichhaltige Festfolge.

Nach kurzer Pause setzte dann der Tanz ein, der jung und alt bis in die frühen Morgenstunden in fröhlicher und heiterer Gemeinschaft vereinte.

Aus dem Jahr 1938. (Schreibweise original)

Detailsuche: Bänsch in Neu Borui

Dezember 14, 2022

Gesucht werden jegliche Informationen und Hinweise im Kontext nachfolgender Personen mit dem Namen Bänsch (Baensch) aus Neu Borui im Kreis Bomst in der Provinz Posen.


* 1894 – Bänsch, Otto Alfred
* 1895 – Bänsch, Otto Emil
* 1896 – Bänsch, Selma Frieda
* 1899 – Bänsch, Heinrich Otto
* 1902 – Bänsch, Irene Hedwig
* 1909 – Bänsch, August Erwin

Die genealogische Herkunft der Eltern ist geklärt, doch der spätere Lebensweg ist von Interesse. Vom Vater – Carl Heinrich (Kirchenvertreter, Gemeindevertreter, Genossenschaftler und Mitbegründer der Neutomischler Ein- und Verkaufs-, Viehverwertungs- und Molkereigenossenschaft und der Spar- und Darlehenskasse Kirchplatz Borui) – existiert ein Photo sowie ein schriftliches Dokument von ihm persönlich. Möglicherweise existieren auch Photos der oben genannten Kinder und der Ehefrau – sind jedoch aktuell nicht identifiziert.

Jedwede Information ist willkommen, explizit auch ein Kontakt mit möglichen Nachfahren.

Von Bremen in die Welt

Dezember 10, 2022

Im Rahmen der Auswanderungsstatistik für das Jahr 1836 aus Bremen wird vom Januar nachgewiesen, daß die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten im Jahr 1836, jene in 1835 um das Doppelte übersteigt. 1835 gingen 73 Schiffe mit 6185 Passagiere von Bremen nach den Vereinigten Staaten ab, während 1836 allein 11,811 Passagiere auf 107 Schiffe unmittelbar aus der Weser nach Amerika schifften und 2326 Passagiere in 23 Schiffen von Cuxhaven absegelten.

Demnach verließen 1836 von Bremen aus 14,137 Personen Deutschland, um in Amerika ihre Heimath zu suchen.

Aus dem Jahr 1837. (Schreibweise original)

Winterfreuden

Dezember 2, 2022

Der endlich eingetretene Winter hat unseren Arbeitslosen eine vorübergehende Beschäftigung gebracht. Die Eisernte gab weit über hundert Männern einen Erwerb, der allerdings nicht von langer Dauer war, und nun liegt die Stadt einen Viertelmeter tief im Schnee vergraben, und überall sind alle vorhandenen Kräfte am Werke, Stege und Straßen gangbar zu erhalten.

Zu hohen weißen Hügeln wird der so flockige Schnee zusammengefegt und geschaufelt, und dann beginnt die Abfuhr nach dem Schuttabladestellen der Stadt. Auch die Rodelbahn, die große Freude der jungen und älteren Jugend, hat sich in Karpitzko selbsttätig eröffnet.

Der Mittwoch nachmittag brachte bereits den Auftakt der Rodelsaison, obwohl die Bahn wirklich noch nicht erstklassig war. Doch die Jugend kennt keine Mängel, wenn es gilt, ein Vergnügen durchzusetzen, und wenn auf der Mitte der Bahn noch gelber Sand durchblickte und wenn auch das Ende der Bahn im Schmelzwasser des Sees lag, das so manchen verunglückten Rodler einen nassen Anzug bescherte, so tat dies der allgemeinen Fröhlichkeit keinen Abbruch, es wurde gerodelt, denn der dauernd in dichten Flocken fallende Schnee veredelte die Bahn zusehends. Der Donnerstagmorgen brachte dann endlich eine herrliche makellose Bahn, und nur der eine Wunsch bleibt bestehen, daß das Thermometer einige Zeit unter Null bliebe.

(Schreibweise original)

Nächtliche Verbrecherjagd in Wollstein

November 23, 2022

Feueralarm erschreckte in der Nacht zum Sonnabend unsere Bürger. Stadtfeuersignale, insbesondere zu nachtschlafender Zeit, erfüllen ihren Zweck, Menschen zur schnellen Hilfe herbeizurufen, in vollendeter Weise. Als in der Sonnabendnacht die Straßen sich mit fragenden Menschen füllten, erfuhren sie, daß ihre Hilfe nicht einer Feuersbrunst, sondern einer Verbrecherjagd dienstbar gemacht werden sollte.

Im Hause Bergstraße 7 hatte sich ein Diebeskonsortium von 4 oder 5 Verbrechern eingeschlichen, was in diesen Häusern, die alle mit ihren Höfen und Gärten an den Forst grenzen, einfach und ungefährlich ist. Ein Mieter des Hauses, der gegen 1 Uhr nach Hause kam und die Hoftür öffnen wollte, fand hierbei einen unerklärlichen Widerstand. Als er mit Gewalt die Tür aufdrückte, stand ihm eine Anzahl dunkler Gestalten gegenüber. In schnellem Erfassen der Situation griff der Mieter zum Revolver, was gleichzeitig die Verbrecher auch taten.

Die sich nun entwickelnde wilde Schießerei weckte nun die Bewohner dieses und der angrenzenden Häuser. Polizei und die durch Alarm geweckten Bürger nahmen sofort die Verfolgung der flüchtigen Verbrecher auf, die über Höfe und Gärten auf den angrenzenden Forst führte und deren Spuren sich dort verloren. Ein Einbrecher allerdings hatte das Pech, in einen tiefen Entwässerungsgraben zu fallen und es gelang zunächst, diesen festzunehmen. Auch umfangreiches Diebeshandwerkszeug fiel dabei in die Hände der Verfolger. Der bis an die Halskrause durchnäßte ortsunbekannte Einbrecher wurde von einem Wächter abgeführt. Leider gelang es dem gefährlichen Burschen, in der Kochstraße seinem Schicksal dadurch zu entgehen, daß er sich mit plötzlichem Ruck losriß und in rasender Flucht im Dunkel der Gassen verschwand.

Es ist dies natürlich sehr bedauerlich, daß durch diesen entlaufenden Kronzeugen die Ermittlung des Verbrecherkonsortiums sehr erschwert wird. Dieser groß angelegte Einbruchsversuch beweist jedoch, daß trotz der vielen Verhaftungen unsicherer Elemente die Gefahr nächtlicher Überraschungen noch keinesfalls ausgeschaltet ist und daß Vorsorge und Selbstschutz noch immer Aufgabe jedes Bürgers sind.

Aus dem Jahr 1933. (Schreibweise original)

Obacht! Mitnahme von Vieh durch abwandernde Optanten im Jahr 1925.

November 18, 2022

Das deutsche Generalkonsulat in Posen bittet uns, mitzuteilen, daß ein Merkblatt über die Mitnahme von Vieh durch Optanten erschienen ist, das in den nächsten Tagen bei den deutschen Konsulaten in Posen, Bromberg und Thorn zu haben sein wird und jedem Interessenten auf Wunsch zugeschickt werden kann.

Besonders wichtig ist, daß alles Vieh mit Ausnahme von Rindvieh durch Optanten nach Deutschland eingeführt werden kann und daß die veterinärpolizeiliche Untersuchung bei der Überschreitung der Grenze auf deutscher Seite stattfindet, so daß die hohen Kosten dafür, die von den hiesigen Veterinären erhoben werden, für die Optanten in Wegfall kommen. Die Genehmigung zur Vieheinfuhr wird für jeden Optanten einzeln durch das deutsche Generalkonsulat in Posen von dem Herrn Landwirtschaftsminister in Berlin eingeholt werden.

Es ist deshalb notwendig, daß jeder, der Vieh mitnehmen will, rechtzeitig einen kurzen schriftlichen Antrag an das deutsche Generalkonsulat richtet, in dem er folgendes angeben muß: Name und Vorname sowie Wohnort des Optanten, der Vieh mitnehmen will; Zielort in Deutschland; Art und Zahl des mitzunehmenden Viehs, Tag und Ort der Grenzüberschreitung, Angabe des Beförderungsmittels, mit dem das Vieh transportiert wird.

Die Mitnahme von Rindvieh ist wegen der in Polen herrschenden Lungenseuche verboten, da ein wirksamer Schutz gegen die Verschleppung der Seuche nicht besteht.

(Schreibweise original)

Von einer unglücklichen Heldin

November 11, 2022

Am Dienstag nachmittag (02.07.1935) ereignete sich in dem kleinen Dorfe Cierplewo ein furchtbares Unglück. Die beiden 5 und 8 alte Jahre alten Söhne des Landwirts Radtke badeten in dem in der Nähe liegenden See und gerieten plötzlich in eine tiefe Stelle. Sie riefen verzweifelt um Hilfe und versuchten sich über Wasser zu halten. Auf die Rufe hin eilte die 14jährige Schwester Pelagia an den See und sprang unverzüglich ins Wasser, um ihre Brüder zu retten.

Wahrscheinlich klammerten sich die Ertrinkenden so fest an die Retterin, daß sie auch diese in die Tiefe zogen. Man alarmierte sofort das ganze Dorf, und es gelang nach einiger Zeit, die drei Kinder zu bergen, jedoch blieben alle Wiederbelebungsversuche erfolglos. Die an den Unglücksort gerufene gerichtsärztliche Kommission aus Bromberg hat nach Feststellung der Todesursache die Leichen freigegeben. Die Anteilnahme an dem entsetzlichen Unglück, durch das das Ehepaar Radtke seine drei Kinder verloren hat, ist allgemein.

(Schreibweise original)

Einebnung von Gräbern in Bentschen

November 4, 2022

Die Pfarrkanzlei der katholischen Kirchengemeinde Bentschen gibt bekannt, daß Gräber, für die nicht ordnungsgemäß gesorgt wird und die länger als 30 Jahre bestehen, eingeebnet werden, falls Angehörige der Verstorbenen hiergegen keine Einsprüche erheben. Großdenkmäler, die sich auf diesen Gräbern befinden, werden entfernt werden.

Wir bringen dies zur Kenntnis, da es viele Gräber von deutschen Katholiken gibt, deren Angehörige nach Deutschland verzogen sind und vielen wohl daran liegt, daß die Gräber ihrer Angehörigen nicht eingeebnet werden.

1933. (Schreibweise original)

Der älteste Deutsche – zum 106. Geburtstag.

Oktober 26, 2022

Am 21. Dezember (1934) feiert in Neu Borui, Kreis Wollstein, der Altsitzer Heinrich Heinze seinen 106. Geburtstag. Er ist somit der älteste Deutsche in Polen. Herr Heinze stammt aus Sekowo, Kreis Neutomischel. Trotz seines selten hohen Alters ist er noch recht rüstig und verrichtet allerhand leichte Arbeiten in der Wirtschaft seines Schwiegersohnes.

Für die jetzigen Geschehnisse in der Welt sowie für die neueren Errungenschaften wie Radio, Flugzeug usw. findet er nur ein ungläubiges Kopfschütteln. Im vorigen Jahre hat dem hochbetagten Manne, der als Soldat zwei Jahre beim 2. Garde-Regiment zu Fuß in Berlin gedient hat, der verewigte Reichspräsident von Hindenburg zum 105. Geburtstage kameradschaftliche Grüße und Glückwünsche sowie ein Bild mit eigenhändiger Unterschrift übersandt. Auch der greise General von Kries übersandte als alter Regimentskamerad alljährlich seine Glückwünsche.

Anmerkung. Johann Carl Heinrich Heinze heiratete in erster Ehe in meine Familie ein.

(Schreibweise original)