Ehrungen im Kreis Bomst. Akt II.

April 20, 2024

Nachfolgende honorige Personen wurden mit den entsprechenden Auszeichnungen geehrt.

Königlicher Haus-Orden von Hohenzollern. Adler der Inhaber.

12.09.1891. Herr Rösler, Schullehrer in Blenke.

Rother Adler-Orden. Vierte Klasse.

18.10.1861. Herr Henke, Propst, Bomst.
20.09.1866. Herr von Tiedemann, Major a. D., Kranz.
12.10.1871. Herr Rothe, Rittergutsbesitzer, Karge.
22.04.1892. Herr Langheinrich, Pastor, Schwenten.
24.04.1894. Herr Kluck, Pfarrer, Altkloster.

Johanniter-Orden. Rechtsritter.

1877. Herr von Tiedemann, Major a. D. Und Rittergutsbesitzer, Kranz.

Königlicher Kronen-Orden. Vierte Klasse.

06.06.1877. Herr von Bongé, Major, Wollstein.
04.04.1878. Friedrich Lieberknecht, Kaufmann, Wollstein.
18.01.1887. Herr Weckwerth, Postmeister, Wollstein.
12.04.1894. Herr Krause, Beigeordneter und Ziegeleibesitzer, Wollstein.

(Schreibweise original)

Ein Eindringling in Neu Borui

April 10, 2024

Neu Borui. Ein seltener und nichts weniger als angenehmer Gast hatte sich am Dienstag mittag in unserem Dorfe eingefunden. Es war ein Wildeber von ganz beträchtlicher Größe, der, aus dem Hammerschen Forst kommend, über Wiosker Hauland und Konkolewo in der Richtung nach dem Heyderdischen Forstrevier trottete. Das ganze Dorf war natürlich in Aufruhr. Einige Bewohner hatten sich sogar mit Heugabeln und Spaten bewaffnet, um den Eindringling, der öfter vor den Gehöften Halt mache, damit zu Leibe zu gehen, sobald aber der Eber wieder auf sie zulief, flüchteten sie schleunigst in ihre Behausung.

Von Kindern wurde er sogar mit Holzpantoffeln geworfen. Trotzdem zwei Jäger aus Neuborui sowie zwei Waidmänner aus Wiosker Hauland und ein tapferer Landmann mit einer Heugabel die Verfolgung des gefährlichen Tieres aufnahmen, gelang es nicht, dasselbe zur Strecke zu bringen.

1909. (Schreibweise original)

Ehrungen im Kreis Bomst

März 25, 2024

Nachfolgende honorige Personen wurden mit den entsprechenden Auszeichnungen geehrt.

Allgemeines Ehrenzeichen in Gold

19.02.1894. Herr Greiser, pensionierter Gerichtsvollzieher in Wollstein.

Allgemeines Ehrenzeichen

18.10.1861. Herr Neumann, Kantor und Schullehrer in Hammer-Borui.
18.01.1873. Herr Tundke, emeritierter Schullehrer in Silz.
10.08.1874. Herr Hirsch, Schulze und Orts-Steuererheber, Cichagora.
02.09.1876. Herr Hippe, pensionierter Gefangenenaufseher, Wollstein.
11.04.1877. Herr Lienke, Schiedsmann in Podgradewitz.
05.12.1881. Herr Gutsche, Schulze und Orts-Steuererheber in Groß Groitzig.
28.08.1882. Herr Praiß, Schulze und Orts-Steuererheber in Primentdorf.
18.01.1884. Herr Fiedler, Kreisbote in Wollstein.
18.01.1884. Herr Lagowski, Schullehrer in Goscieczyn.
18.01.1886. Herr Hinze, pensionierter Gerichtsdiener in Unruhstadt.
27.08.1886. Herr Schulz, Schulze in Borui.
30.03.1887. Herr Durand, emeritierter Schullehrer in Theresienau.
22.09.1887. Herr Baron, emeritierter Schullehrer in Wroniawy.
24.09.1892. Herr Sikorski, emeritierter Schullehrer in Obra.
07.03.1895. Herr Dienegott Dier, Arbeiter in Barloschen.

Militär-Ehrenzeichen, Zweiter Klasse

29.11.1848. Herr Woitkowski, vormalig Musketier im 1. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 18, Wollstein.

29.11.1848. Herr Kasprzyk, vormalig Husar im 2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2., Wollstein.

07.06.1864. Herr Baschinski, vormalig Musketier im 1. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 18, Köbnitz.

20.09.1866. Herr Heinrich, Müller in Jablone.
20.09.1866. Herr Braun, Tischler in Rakwitz.
20.09.1866. Herr Adler, Ackerbürger in Bomst.
20.09.1866. Herr Däumling, Chaussee-Aufseher in Rakwitz.
20.09.1866. Herr Knaupe, vormalig Füsilier im 1. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 18, Jaromierz.

20.09.1866. Herr Gierke, vormalig Gefreiter im 1. Posenschen Infanterie-Regiment Nr. 18, Neutomischel.

20.09.1866. Herr Hein, vormalig Dragoner im 1. Garde-Dragoner-Regiment zu Berlin, Rakwitz.

20.09.1866. Herr Hedtke, pensionierter Gendarm, Wollstein.
20.09.1866. Herr von Bongé, Major, Wollstein.

Rettungsmedaille am Bande

04.07.1848. Herr Matthies, vormalig Gerichtsbote in Wollstein.
10.09.1861. Herr Fechner, Bauergutsbesitzer in Tepperbuden.

Wer zuletzt lacht…

März 18, 2024

Daß man einen auf dem Kirchhof stehenden Grabstein gegen Feuersgefahr versichert, dürfte gewiß zu den Seltenheiten gehören. Und doch tut man gut daran, wie folgende Tatsache beweist: Ein Posener Rentier hatte schon vor Jahren für sich auf dem alten Kreuzkirchhofe einen Grabstein im Werte von 1000 Mark errichten und ihn, vornehmlich wohl gegen Feuersgefahr durch Blitzschlag, versichern lassen.

Seine Stammtischfreunde hänselten ihn zwar oft wegen seiner allzu großen Vorsicht, aber er meinte, man könne doch nicht wissen usw. Nun brannte bekanntlich vor einigen Tagen auf dem alten Kreuzkirchhofe der hölzerne Aufbewahrungsschuppen nieder. Von dem Feuer wurden u.a. auch das Grabdenkmal ergriffen und, wie jetzt durch Sachverständige festgestellt, vollständig entwertet.

Dem Rentier wurde jetzt eine Entschädigungssumme von 950 Mark zugesprochen. Er kann nun also seinen Stammtischfreunden das Sprichwort zurufen: „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“

1910. (Schreibweise original)

Billardweltmeister Kerkau in Wollstein!

Februar 28, 2024

Diese sensationelle Nachricht werden alle Liebhaber des Billardspiels mit großer Freude begrüßen! Der berühmte Künstler hat in unserer Stadt noch nicht gastiert. Auf seiner gegenwärtigen großen Turnierreise kommt er nun hierher und ist es Herrn Cafébesitzer Meer gelungen, den beliebten Meister für ein Gastspiel zu gewinnen.

Diese hochinteressante Billardsoiree findet bereits am Sonntag, den 14. November (1909) statt und beginnt abends 8 ½ Uhr. Zum Schluß vollführt Weltmeister Kerkau noch die wunderbarsten Kunst- und Phantasiestöße. Bei der großen Zahl der Billardfreunde von Wollstein und Umgegend dürfte Kerkaus Besuch in unserer Stadt großem Interesse begegnen.


1910. Hugo Kerkau

Billardkünstler & Kaffeehausinhaber Richard Hugo Emil Kerkau (31.12.1874-03.04.1918).

Nachlese. Der Billard-Weltmeister Hugo Kerkau aus Berlin gab gestern abend im Café Meer hierselbst eine Soiree, zu welcher sich die Anhänger und Freunde des in den letzten Jahren wieder stark in Aufnahme gekommenen Billardspiels zahlreich eingefunden haben. Und die Zuschauer kamen voll und ganz auf ihre Rechnung, spielte doch Herr Kerkau zunächst eine freie Partie bis 400 gegen zwei hiesige Herren, die als beste Billardspieler hier bekannt sind – ohne daß es den Mitspielern gelang, über die ersten paar Dutzend Bälle herauszukommen. Kerkau gewinnt “spielend” die beiden Partien. Was er uns dann zum Schluß an Kunststößen zeigte, war das wunderbarste und vollendetste, was man überhaupt im Carambolagespiel erreichen kann. Die Zuschauer verfolgten das Spiel des Billardmeisters mit gespannter Aufmerksamkeit und lebhaften Zurufen und applaudierten dem Künstler zum Schluß in warmer Weise.

1909. (Schreibweise original)

Von einem pflichtvergessenen Weib

Februar 21, 2024

Der Bierbrauer Volkmuth aus Wesseling hatte kürzlich in Begleitung seiner Frau bei einem hiesigen Notar einen Betrag von 85,000 Mark erhoben; das Geld hatte die Frau in Empfang genommen. Nachdem das Ehepaar darauf in einem Weinhaus eine Zeit lang verweilt, entfernte sich die Frau und – kam nicht wieder!

Mit dem Gelde und einem ihr liebgewordenen jungen Manne, dem Bierbrauer Christian Fritzen, war sie durchgebrannt. Die Polizei fand bald die Spur des flüchtigen Paares aus, das sich über Brüssel nach Antwerpen gewandt hatte. Hier wurde das pflichtvergessene Weib festgenommen.

Ihr Galan hatte sie hier sitzen lassen und war heimlich mit dem Gelde nach Antwerpen gereist, wo auch ihn das Schicksal bezw. die Polizei ereilte. In seinem Besitze wurden noch 31,000 Mark gefunden.

1883. (Schreibweise original)

Einbruch mit Giftgas in Rakwitz

Februar 7, 2024

In Rakwitz wurde in der Nacht von Freitag zu Sonnabend in die Gehöfte der Landwirte Otto Bautz und Josef Heinrich eingebrochen. Die scharfen Hofhunde wahrscheinlich durch Giftgase vergiftet und auf Bäumen aufgehängt. Noch am anderen Morgen wirkte das Gift, denn als ein junger Dobermann, der in dieser Nacht eingesperrt war, an den Tatort mitgenommen wurde, fiel er sofort tot um.


Rakwitz

Zwanzig Hühner ließen die Diebe mitgehen. Sie sägten dann eine Leiter durch und stahlen vom Hausboden des Josef Heinrich sämtlichen geräucherten Speck und zwei Betten. Beim Kaufmann Anton Gutsche wurden Kleidungsstücke gestohlen.

1939. (Schreibweise original)

Eine neue Fahne für den Radfahrerverein in Rothenburg an der Obra

Januar 27, 2024

Rothenburg an der Obra. Der hiesige Radfahrerverein Germania hatte am gestrigen Sonntage im Günther´schen Wäldchen sein Fest der Fahnenweihe, zu dem auch viele auswärtige Vereine erschienen waren. Die neue Fahne ist von der Bonner Fahnenfabrik geliefert worden und ist in ihrer Ausführung ein Prachtwerk, dem in allen Kreisen große Anerkennung gezollt wurde.

Nach der Weihe fand auch ein Wettfahren von Rakwitz nach Rothenburg statt, woran sich 8 Fahrer beteiligten, 3 davon erhielten Preise und zwar 2 vom Verein Karpitzko und 1 vom Gastverein. Im Anschluß daran fand ein gemütliches Tanzkränzchen statt, daß die Teilnehmer bis zum frühen Morgen zusammenhielt.

Im Juni 1910. (Schreibweise original)

Geliebtes Schlesierland, mein Heimatland

Januar 21, 2024

Von einem scherzhaften Briefe, den der Oberbürgermeister von Breslau erhalten hat, erzählt dieser Bericht. Der Brief hat folgenden Wortlaut:

„Köln a. Rh., 4. November 1909

Hochgeehrter Herr, ehrwürdiger Herr! Oberhaupt und Stadtvertreter von Breslau!

Zu meiner Jugendzeit als Schüler habe ich in leichtsinnigem Übermut in der Gegend der Rosenthalerstraße und Schießwerder, einer Laterne Scheiben eingeschlagen, mit einem Stein – dessen habe ich mich gerühmt, als Steinwerfer, sehe es aber ein, daß ich dadurch einen Schaden anrichtete, bitte diese 2 Mark in Briefmarken als Schadenersatz gelten zu lassen und mir zu verzeihen, auch wenn der Schaden ein größerer sein könnte, da ich nach dieser langen Reihe von Jahren (35 oder mehr) nicht mehr weiß ob eine oder alle Scheiben zerschlagen wurden.

Nur soviel weiß ich, daß mich ein Schutzmann nach dem Schießwerder verfolgte, wohin wir Schüler zum Turnen gingen, mich jedoch unter den Schülern nicht herausfand und ich mich wohlweislich nicht meldete. Bitte um Verzeihung, auf welche demnach hoffe, indem ich mich mit Dankbarkeit und Liebe erinnere der schönen Schulzeit in der alten ehrwürdigen Stadt Breslau an der Oder, dem schönen Schlesierland, meinem Heimatland, diesen Gruß aus der alten ehrwürdigen Stadt Köln a. Rh. an Sie und alle Breslauer.

Hochachtungsvoll J. Sch.“

1909. (Schreibweise original)

Tödlicher Unfall in Bentschen

Januar 17, 2024

In der Motormühle der hiesigen Firma Krug sollte der 18jährige Lehrling Alexander Lamacha den Treibriemen schmieren. Während dieser Arbeit wurde er infolge eigener Unvorsichtigkeit von dem Schwungrad erfaßt, daß ihm den rechten Arm mit einem Teil der Körperseite abriß, so daß der Tod nach 15 Minuten eintrat.

Der verunglückte Bursche war der Ernährer seiner Mutter, die eine Witwe ist und noch einige Kinder hat.

Aus dem Jahr 1939. (Schreibweise original)

Reden Sie aber nicht davon!

Januar 10, 2024

Einem durch Einbruch bestohlenen Kaufmann in Berlin ist folgender freier Brief von den Dieben zugegangen:

„Wir haben uns bei dem Besuch bei Ihnen, da wir es eilig hatten, geirrt. Mein Kamerad hat einen schlechten Wein genommen, welchen wir Ihnen in kurzem zurückbringen und dafür besseren holen werden. Reden Sie aber nicht davon.“.

Jene honorigen Einbrecher wirkten im Jahr 1874.
(Schreibweise original)

Diebstahl bei Bäckermeister Zeidler

Januar 3, 2024

In der Zeit vom 9. bis 12. Oktober des Jahres sind dem Konditor Zeidler zu Wollstein aus dem verschlossenen Kegelbahnhause in seinem Garten an der Chaussee nach Unruhstadt ein Regulator mit 7zölligen Emaille-Zifferblatt, Sekundenzeiger und Polysandergehäuse, mehrere Flaschen Wein und Rum, mehrere Kisten Cigarren, eine Geldschwinge mit etwa 15 Sgr. Scheidemünze entwendet worden.

Wollstein

Wer von dem Verbleib dieser Gegenstände und der Person der Thäter Kenntniß hat, wird ersucht, hierher Nachricht zu geben. Grätz, im Oktober 1868.

(Schreibweise original)

Das gleiche alte Lied

Dezember 27, 2023

Das Jahr ist noch neu, gleichwohl wird es mit eisernen Schritten wie alle anderen zuvor vergehen. Unausweichlich wird es für immerdar in den Strudel der Zeit gesogen und am Ende werden wir uns erneut fragen, wo die schönen Momente des Jahres nur geblieben sind. Dann beginnt es von vorn, das Spiel des Lebens. Immer wieder. Nur die Spieler können sich einer beständigen Ablösung sicher sein. Leider, leider! So war die Ordnung der Dinge und so wird sie immer sein.

Menschen kommen, gehen. Das Jahr weht ungerührt in die Vergangenheit – wir unbedeutenden Menschen folgen. Heute oder morgen; die Zeit wird es lehren. In der Erinnerung ausgewählter Personen leben wir weiter, bis auch sie lächelnd, tanzend von der unerbittlichen Lehrmeisterin in den Tod gefällt werden. Das gleiche alte Lied. Genießen wir jeden Moment des Lebens, an dem wir temporär daran partizipieren dürfen. Es ist dies ein einzigartiges Geschenk. In diesem Sinne, wir Wollsteiner wünschen:

Tempus fugit…

Dezember 22, 2023

„Den Einfluß der Verstorbenen auf ihre Nachlebenden an das Tageslicht zu ziehen, ist rechts eine Seligkeit und links eine Erlösung für beide Teile.“

(Karl May)

In diesem Sinne, ich wünsche ein harmonisches Weihnachtsfest, geboren in Liebe und Frieden und immerdar in Gedenken an die verehrten Altvorderen – mehr denn je.

Ritter des Kreuzes

Dezember 9, 2023

Ein Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. Klasse weilt zur Zeit in unseren Mauern (Thorn, Westpreußen), und zwar ist derselbe im Hotel Dylewski, Elisabethstraße abgestiegen. Es ist ein aus dem Rheinland gebürtiger, jetzt in Berlin ansässiger Baumeister. Wie der Herr uns mittheilte, hat er das Kreuz für hervorragende Betheiligung an der Einnahme von Le Mans, durch welche die Franzosen zum Rückzug gezwungen wurden, erhalten.

Es leben gegenwärtig wohl nur noch 30 bis 40 Ritter dieses Kreuzes, das bekanntlich nur einseitig geprägt ist und auf der linken Brustseite ohne Band getragen wird. Das Kreuz wird von allen Angehörigen der Armee, bis zum General hinauf, salutirt und von den Posten stehenden Soldaten durch Präsentiren des Gewehrs geehrt.

Inhaber dieses Ordens, mit Ausnahme der Offiziere, erhalten einen jährlichen Ehrensold von 36 Mark. Unser Gast ist auch Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, das er in der Schlacht bei Mars la Tour erworben, wo er als Vicefeldwebel im 56. Inf.-Regiment die Fahne seinem Zuge vorantrug, wobei dieselbe von 26 Kugeln durchlöchert wurde, während er selbst einen Streifschuß am Kinn erhielt.

Rührend war das Wiedersehen der Fahne seinerseits im Jahre 1880 in Düsseldorf, wo der heldenmüthige, noch heute trotz seiner 61 Jahre rüstige Mann Gegenstand großer Ovationen seitens des Regimentes wurde.

1902. (Schreibweise original)

Es wäre gut, wenn alle Frauenzimmer so stark wären!

Dezember 2, 2023

Von der Stärke der schwedischen Frauenzimmer ist schon oft gesprochen worden. Es heißt, ein schwedisches Dienstmädchen sei in der Regel kräftiger, als zwei dänische Knechte; aber von einem so furchtbar starken Frauenzimmer, wie gegenwärtig eins in Stockholm lebt, ist noch kein Beispiel dargekommen.

Diese Mademoiselle Herkules ist erst 18 Jahre alt, schön geformt, nicht groß, aber sehr breitschulterig. Diese Person zieht auf einem Wagen eine Last, wie sie kaum zwei Pferde ohne Anstrengung fortbringen können, zerbricht mit drei Fingern ein Hufeisen, und beißt einen harten Thaler mitten entzwei.

Bisher hatten ihr die stärksten Raufbolde nichts anhaben können. Übrigens ist dieses Mädchen sehr hübsch, besonders werden ihr wunderschönes blondes Haar und ihre seelenvollen blauen Augen gerühmt. Es wäre doch nicht gut, wenn alle Frauenzimmer so stark wären!

1841. (Schreibweise original)

Von der Unritterlichkeit der Männer oder Berliner Zustände

November 25, 2023

Bewaffnung der Damen! In Folge der Gewaltthätigkeiten gegen Frauen auf offener Straße soll sich, wie mitgetheilt wird, ein Damenklub unter der Bezeichnung „Aegide“, gebildet haben, dessen Mitglieder sich verpflichten, nie fürderhin ohne Waffen auszugehen. Als Muster für das zu führende Schutzinstrument hat man einen kleinen Dolch, wie ihn die Japanerinnen, am Gürtel hängend, tragen und der einen Fächer gleichsieht, gewählt.

Der Kaiken – so heißt nämlich dieser kleine Dolch – wie er gegenwärtig in der japanischen Ausstellung zu sehen ist, wird nunmehr der stete Begleiter der Berlinerinnen, die zum Verein „Aegide“ gehören, sein.

Also, statt daß früher die Damen Fächer in Dolchform trugen, werden sie jetzt Dolche in Fächerform führen. Auch ein Zeichen der Zeit und ein Beleg für die Unritterlichkeit der Männer, welche schutzlose Frauen auf offener Straße mit brutalen Angriffen bedrohen. Diese Meldung ist vielleicht ein Scherz, kennzeichnet aber die Zustände der Haupt- und Weltstadt Berlin.

1877. (Schreibweise original)

Ein Erbe in Amerika

November 19, 2023

Anspruch auf amerikanischen Grundbesitz im Werthe von 13 Millionen Dollars wird jetzt für angebliche Erben eines gewissen Rose in Braunschweig erhoben. Folgendes wird darüber mitgetheilt: Polizeichef Heisel erhielt im vergangenen Mai einen Brief von Herrn Martini in Altona bei Hamburg, in welchem er über ein in diesem Lande gelegenes werthvolles Eigenthum um Auskunft gebeten wird zum Zwecke des Aufrufs der Erben eines gewissen Staats oder Rose. Der Chef schrieb an Herrn Martini, um weitere Einzelheiten ersuchend, und erhielt dieser Tage ein umfangreiches Schriftstück, welches die gewünschten Details dieser Angelegenheit enthielt.

Dem Inhalte dieses Briefes nach verließ John Friedrich Daniel Staats im Jahre 1779 seine Heimath in Braunschweig und ging nach Amerika. Hier trat er in die Revolutions-Armee und dies war das Letzte, was seine europäischen Verwandten von ihm hörten. Im Jahre 1785 zu 1786 kam sein Halbbruder (Beide hatten dieselbe Mutter) mit zwei englischen Lords, von denen er als Diener engagirt war, in dieses Land. Der Name dieses Halbbruders war John Carl Heinrich Rose. Dieser schrieb sehr oft an seine Verwandten und einer seiner letzten Briefe enthielt die Nachricht, daß beide Lords gestorben und er laut Testament zu deren Erben ernannt sei.

Diese letzte Nachricht sandte er seinen europäischen Verwandten im Jahre 1805. Im Jahre 1835 kam ein großes, Schriftstücke enthaltendes Paket aus diesem Lande in Braunschweig an, welches 5 Dollar Porto kostete. Die Leute, an welche das Paket adressirt war, waren sehr arm und verweigerten die Annahme und Alles, was man darüber weiß, ist, daß es zurückgesandt wurde. Später erfuhr die Behörde in Braunschweig, daß das Paket Papier enthalte, welche den Erben des Rose das Recht auf werthvolles in den Ver. Staaten von Nordamerika gelegenes Eigenthum bestätigten. Die Schriftstücke waren von einem öffentlichen Notar aufgesetzt. Dies war die letzte Spur, welche die europäischen Erben hatten.

Ferner wird in dem Briefe behauptet, daß im Jahre 1872 ein Mann aus Iowa, dessen Name nicht genannt ist, in Braunschweig gewesen, welcher zu wissen wünschte, wie viel die Erben eines gewissen Rose für ihre Antheil an gewisses Eigenthum in Amerika verlangen. Mittlerweile haben die Erben gehört, daß das fragliche Eigenthum in diesem Lande einen Werth von 13 Millionen Dollar habe. Sie waren sehr vorsichtig im Handeln, aber ehe sie etwas Sicheres in Bezug auf diese Angelegenheit erfahren konnten, war der Mann aus Iowa verschwunden, ohne daß man seit der Zeit etwas von ihm gehört hätte. Herr Martini ist einer der Erben und ersucht nun den Chef, für ihn den Notar auszufinden, welcher die betreffenden Schriftstücke aufgesetzt hat oder irgend Jemanden seiner Erben, Nachkommen oder Bekannten, um einen Leitfaden zu dem Eigenthume, dessen Lage und Werth zu erhalten.

1882. (Schreibweise original)

Ein Strike der Stadtväter von Greiz

November 10, 2023

Aus Thüringen. 11. August. Es hat schon viele Strikes gegeben, aber einen Strike der „Väter der Stadt“, wie er jetzt in der Stadt Greiz stattfindet, hat es, so lange Strikes existiren, gewiß noch nicht gegeben. In Greiz haben die städtischen Behörden seit dem 1. August ihre Funktionen eingestellt.

Die Ursache dieses Strikes ist nicht uninteressant. In Greiz sollte am 1. August eine neue freisinnigere Gemeindeordnung mit Gemeinderath und Gemeindevorstand, wie sie in den anderen thüringischen Kleinstaaten besteht ins Leben treten. Aber die fürstliche Regierung zögerte so lange mit der Publikation der Ausführungsverordnung und der Chef der bisherigen Stadtbehörde war gleichfalls so saumselig in Anordnung der zur Einführung der neuen Gemeindeverfassung nöthigen Maßregeln, daß der 1. August heran kam und noch nichts zur Einführung der neuen Gemeindeverordnung geschehen war. Darauf hin haben nun die Stadtverordneten ein Theil des Statdtrathes erklärt, daß sie ihre Funktionen nicht mehr ausüben können, weil sie nicht mehr als zu Recht bestehend sich betrachten.

Trotz des Strikes und trotzdem, daß auch der Souverän des Landes, Herr Heinrich XLII., in Bad Kissingen weilt, befindet sich Greiz den Umständen nach wohl und wenn auch noch andere Behörden striken wollen, so würden Stadt und Staat auch nicht untergehen. Wir glauben sogar, daß die Greizer einen solchen Strike nicht ungern sehen würden.

1871. (Schreibweise original)

Ihrer Sinne nicht mächtig

November 1, 2023

Am 27. August (1891) trug sich folgende Begebenheit in Mainz zu – Drei Soldaten vom Infanterie-Regiment Nr. 117, welche infolge zu großen Alkoholgenusses ihrer Sinne nicht mächtig waren, fielen in der letzten Nacht ohne Veranlassung mit ihren Seitengewehren über 3 ältere Männer her und mißhandelten dieselben.

Der Telegraphenaufseher Magnus erhielt einen wuchtigen Hieb über die Nase, der auch das Auge erheblich verletzte. Von den beiden andern Männern erhielt der eine zwei Stiche in den Rücken und einen Hieb über den Arm, der andere einen Schlag über den Kopf.

Die Säbel gegen die sie verfolgenden Bürger schwingend, entflohen die Soldaten in die Caserne, wurden aber auf erhobene Anzeige alsbald festgenommen und heute früh dem Militärgericht überliefert.

1891. (Schreibweise original)