Archive for the ‘Stadt Posen’ Category

Duell in Posen

Juli 21, 2020

„Zwei Referendare in Posen haben sich duellirt, weil sie in Streit über die Interpretation einer Gesetzesstelle aus der Wechselordnung waren“.

Die damalige Tagespresse konstatierte augenzwinkernd:

„Wir nehmen an, daß durch das Duell der Sinn der Gesetzesstelle endgiltig ausgemacht worden ist. Damit wäre denn endlich ein Mittel gefunden, streitige Textstellen überhaupt unzweifelhaft zu machen: man schießt ihre Erklärung aus“.

So geschah es im Jahre 1885. (Schreibweise original).

Der Posener Zoo

Oktober 18, 2019

Der Zoo von Posen verdankt seine Entstehung einem originellen Einfall einiger lebenslustiger Menschen. An der Stelle, an der sich jetzt der Tiergarten befindet, war der ehemalige Stargard-Posener Bahnhof, in dessen Gärtchen von den Mitgliedern einer Tafelrunde eine kleine Tierschau „zwecks Kurzweil und belehrender Erholung der Vereinsmitglieder“ eingerichtet wurde. Drei Jahre später, am 24. Februar 1874, wurde der ganze Tierbestand von einer Aktiengesellschaft übernommen. Einen besonderen Aufschwung nahm der Garten unter der Leitung von Robert Jaeckel, der 1881 mit dem Aufbau des Gartens begann.

Im Jahre 1907 übernahm M. Meißner die Leitung des Gartens. Ihm folgte Hans Lackmann. Sein Nachfolger führte den Posener Zoo aus allen Verfallserscheinungen der Kriegs- und Nachkriegszeit, sowie aus der Septemberkrise 1939 heraus, so daß der noch gegenwärtig unter seiner fachkundigen Leitung stehende Zoologische Garten nunmehr einen neuen Aufschwung nehmen kann.

Im Jahre 1912 besaß der Posener Zoo 696 Tiere, die zu 342 verschiedenen Gattungen gehörten. Im Jahre 1913 waren es 431 Tiere bei 192 Gattungen. Im Vorkriegsjahr 1914 stieg die Zahl der Tiere auf 470, wobei aber die Zahl der Gattungen 192 herabsank. Der gegenwärtige Bestand an Tieren ist nicht kleiner als der durchschnittliche der Vorkriegsjahre. Allein der Bestand an Säugetieren ist mit rund 110 Exemplaren angegeben.

Der Posener Zoo besitzt: 2 Elefanten, 2 kleinere Bisam, Kamele, Lamas, verschiedene Hirscharten wie: lappländische Rentiere, eine seltene Hirsch-Ziegen-Antilopenart. Der Raubtierbestand ist nicht klein, schon allein an „kleinen Räubern“ weist er eine Mannigfaltigkeit auf, die einem Zoologischen Unternehmen einer Weltstadt Ehre gemacht hätte. Zu den marderartigen Tieren gehören: der Musang, der Ichneumon, die Mangusten, die Tibetkatze, die Genette und der Ozelot. Wölfe und Füchse sind im Zoo in genügender Anzahl vorhanden. Von den großen Raubtieren besitzt der Zoo: vier Löwen, 2 Tiger, ein Prachtexemplar von einem schwarzen Jaguar, 2 Panther, Leoparden, sowie ein Puma-Pärchen. Weiter gehören zum Zoo drei riesige Braunbären, ein Eisbär und ein Kragenbär.

Eine große Anzahl kleinerer Vogelarten, darunter mannigfaltige Papageien wie Aras, Raubvögel wie Seeadler, Gänsegeier, Mönchsgeier, Kondore und Steinadler. Auch schwarze australische Schwäne gehören dem Posener Zoo.

Aus dem Jahr 1940. (Schreibweise original). Partiell gekürzt.

Aus der Geschichte der Posener Post

August 14, 2019

Im Jahre 1793 wurde in Posen das erste preußische Postamt errichtet und seine Verwaltung dem Postdirektor Gericke aus Schneidemühl übertragen. 16 Postwärtereien wurden ihm unterstellt. Die Ereignisse des Jahres 1806 unterbrachen für kurze Zeit die preußische Aufbauarbeit, da von Napoleon ein Großherzogtum Warschau gegründet wurde, zu dem die ehemals preußischen Gebiete zugeschlagen wurden. 1815 erhielt die Stadt Posen ein preußisches Oberpostamt unter der Verwaltung des Postdirektors und Hofrats Espagne. Der gesamte postalische Verkehr mit Posen als Mittelpunkt nahm nun einen gewaltigen Aufschwung.

Auf neun Postkursen verkehrten nunmehr 9 fahrende und 4 reitende Posten. Alle diese Posten gingen wöchentlich zweimal hin- und zweimal herwärts, eine stattliche Verkehrsquote für die Verhältnisse der damaligen Zeit! Nach 1820 wurde auf dem Kurse nach Berlin eine Schnellpost und im Jahre 1838 die erste tägliche Personenpostverbindung zwischen Posen und Glogau eingerichtet. Acht Jahre darauf hatte Posen bereits täglich 13 ankommende und 13 abgehende Posten.

Die durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnen zwischen Posen und Kreuz am 01. Oktober 1848, zwischen Kreuz und Bromberg im Jahre 1851, zwischen Posen und Breslau am 29. Oktober 1856, ferner durch die Eröffnung der Posen-Märkischen Eisenbahn am 26. Juni 1870 und der Posen-Bromberger Eisenbahn am 26. Mai 1872 herbeigeführten Umwälzungen im Transportwesen waren auch auf die Weiterentwicklung des Postwesens der Stadt Posen von wesentlichem Einfluß. 1848 gab es bereits täglich 30 ankommende und abgehende Posten und Transporte von und zu den Eisenbahnzügen, 1857 waren es bereits 36, 1864 stieg die Zahl auf 40, 1871 auf 55 und 1874 sogar auf 61. So belebend hatte die Eisenbahn auf den Verkehr gewirkt. Auch das Postpersonal war zahlenmäßig mit dem sich ständig vergrößernden Aufgabenkreis angewachsen. Während 1793 noch 3 Beamte genügten, waren 1859 bereits 25 tätig und 1864 hatten gar 46 alle Hände voll zu tun.

Stadtbriefkästen gibt es in Posen erst seit dem 1. September 1851. Mit der Landbriefbestellung wurden 1824 die ersten Anfänge gemacht. Eine regelmäßig Landbriefbestellung an den sechs Wochentagen besteht beim Posener Postamt seit dem 1. April 1856. Das alte Posthaus an der Ecke Post- und Wilhelmstraße wurde um 1795 gebaut und war das Eigentum des damaligen Postdirektors Gericke. Er verkaufte es im Jahre 1805 an den Staat. 1832 erfolgte der Ankauf des Nachbargrundstücks in der Wilhelmstraße, worauf die beiden Postgrundstücke vereinigt wurden.

Aus dem Jahr 1943. (Schreibweise original; jedoch Passagen mit der NS-Ideologie der damaligen Zeit entfernt und dem aktuell herrschenden System angepaßt)

Über die Posener Straßenbahn

Juni 30, 2019

In diesen Tagen jährt sich zum 45. Male der Tag, an dem die Posener Pferdebahn sehr zum Erstaunen der damaligen Bürgerschaft auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde. Es gibt noch einige Bürger, die sich dieses Ereignisses sehr gut erinnern und aus der Hast unserer modernen Zeit mit einem wehmütigen Lächeln etwa von der merkwürdigen Pferdeumspannung erzählen, die zwischen Wilhelmplatz und dem Alten Markt vorgenommen wurde, wenn einer der uns heute wie ein Museumsstück anmutenden Wagen die steile Neue Straße bergauf oder bergab befördert werden mußte. Wir Heutigen können uns kaum ein Bild von der stolzen Aufregung machen, die damals die Posener Bürger beherrschte, als zum erstenmal die Straßenbahn ohne Pferdevorspann durch die Stadt schlenkerte.

Die Umstellung auf den Strombetrieb ist nicht von heute auf morgen erfolgt. Sorgfältig wurde das Für und Wider erwogen. Man befürchtete starke Störungen des Telegraphenverkehrs durch die Anlage der Hochspannungsleitung und besondere Schwierigkeiten machte die enge Einmündung der Breiten Straße in den Alten Markt bei der Linienführung zur Gerberstraße. Nach vielem Kopfzerbrechen fand man endlich die Lösung, so wie sie heute noch ist: eins Gleis wurde in die Wasserstraße, das zweite durch die Breite Straße verlegt. Nachdem auch der Kampf gegen die „Feinde des Fortschritts“, die damals meist aus egoistischen Gründen gegen die Elektrifizierung der Straßenbahn Sturm liefen, siegreich beendet war, konnte der Geschäftsbericht pro 1897 stolz melden:

„Die überaus milde Witterung des Winters hat es dennoch ermöglicht, daß der Gleisbau nahezu ganz und die Kontaktleitung zum Teil noch vor Jahresschluß hergestellt werden konnten, während die Gebäude auf dem Depot und dem Grundstück der Kraftstation bereits im Laufe des Sommers und die Montage der Kessel, Dampf- und Dynamomaschinen bis zum Jahresschluß fertiggestellt waren“.

Im März 1898 wurden die Strecken vom Bahnhof zum Dom und von Jersitz (Saarlandstraße) zum Wildator (Halbdorfstraße) unter Strom genommen und befahren. Im Mai 1898 folgte ein Teil der Linie vom Alten Markt bis Gurtschin (Glogauer Vorstadt). Mit 25 Motorwagen wurde der Betrieb eröffnet. Erst im Laufe des Sommers und Herbstes kamen die Anhängewagen in Verkehr. Es waren das die alten Wagen der Pferdebahn, die in den eigenen Werkstätten umgebaut waren. Besonders stolz war die Posener Straßenbahn damals auf ihr eigenes Kraftwerk und den Ausbau des Depots, das eine Reparaturwerkstatt und sogar eine Lackiererei erhielt.

Nachdem Erstaunen und Vorurteil der Bevölkerung sich gelegt hatten, nahm der Andrang zu den Wagen derart zu, daß z. B. auf der Linie Bahnhof-Wildator der Fünf-Minutenverkehr eingeführt werden mußte. Die anderen Linien wurden in Abständen von 10 und 20 Minuten befahren, doch gab es noch einen besonderen Sonn- und Feiertags-Fahrplan, der auch hier eine schnellere Wagenfolge vorsah. Ende 1898 wurden fünf weitere Motorwagen in Dienst gestellt und 13 geschlossene Wagen der alten Pferdebahn auch für die Winterbenutzung umgebaut. Es ging also mit großen Schritten aufwärts.

Das ersah man auch aus einer Steigerung der Fahrgeldeinnahme im Jahre 1898 um 130.000 Mark gegenüber 1897. Wie glücklich werden damals die Leiter der Straßenbahn über diese Erhöhung der Einnahmen gewesen sein, da die Gesamtkosten der Neuanlagen mit genau 1.470.679 Mark und 12 Pfennig ihnen schwer auf dem Herzen lagen!

Mancher Unfall hat sich um Laufe der Zeit ereignet, mancher erfreuliche Erfolg und Fortschritt ist zu verzeichnen. Und wenn sich auch im Augenblick die weitere Entwicklung nicht genau übersehen läßt, die Posener Straßenbahn hat alle Maßnahmen getroffen und vorbereitet, um alle Forderungen und Aufgaben der Gegenwart zu entsprechen. Aber an gewissen Erinnerungstagen darf man auch einen Blick in die Vergangenheit tun. Wie jetzt in jene Zeit, als man in Posen vor 45 Jahren die Pferde von den Straßenbahnwagen ausspannte.

Aus dem Jahr 1943. (Schreibweise original)

Gaststätte Schwanenweiher niedergebrannt

April 23, 2019

Großfeuer in den Morgenstunden des Montags vernichtet Posener Gartenlokal. In den frühen Morgenstunden des gestrigen Montags wurde die reizvoll am Schwanenweiher in Kuhndorf gelegene Gaststätte „Schwanenweiher“ von einem Großfeuer heimgesucht, das die wichtigsten Gebäudeteile dieses beliebten Ausflugslokals restlos vernichtete.

Als der Löschzug der Wache 2 der Posener Feuerschutzpolizei an der Brandstelle eintraf, standen der mittlere Fachwerkbau sowie die Veranda in ihrer ganzen Ausdehnung in Flammen, so daß sofort Großalarm gegeben wurde. Die Bekämpfung des Brandes, an der sich daraufhin weiter die Löschzüge 1 und 6 beteiligten, wurde mit 9 C- und 5 B-Rohren vorgenommen. Das benötigte Löschwasser wurde dem Teich entnommen. Trotz schnellsten und umsichtigsten Einsatzes konnten nur der linke und rechte Flügel der Gaststätte vor der Vernichtung bewahrt werden; der mittlere Teil, die Veranda und ein Teil der Wirtschaftsanlagen sind dem Feuer leider zum Opfer gefallen.

Sofort nach Bekanntwerden begaben sich der höhere SS- und Polizeiführer Warthe, SS-Obergruppenführer Koppe, Oberbürgermeister Dr. Scheffler und Polizeipräsident von Malsen-Ponickau an die Schadensstelle. Die Gaststätte „Schwanenweiher“, die städtischer Besitz ist, war eins der wenigen, landschaftlich wirklich reizvoll gelegenen, bequem zu erreichenden Gartenlokale der Gauhauptstadt.

Oberbürgermeister Dr. Scheffler hat noch am Montagvormittag angeordnet, daß alles getan werden soll, um möglichst bald wenigstens einen provisorischen Wirtschaftsbetrieb am Schwanenweiher einzurichten, um der deutschen Bevölkerung diese schöne Erholungsstätte am Stadtrand wieder zugänglich zu machen. Der Ausfall der Gaststätte wird hoffentlich also nur vorübergehend sein.

16.06.1942 (Schreibweise original)

100 Jahre Pelzwarenhaus in der Stadt Posen

April 12, 2019

Posener Geschäft 100 Jahre alt. Inhaber gleichzeitig 50 Jahre im Beruf. Das bekannte Pelzwarenhaus B. Schulz, Leo-Schlageter-Straße 16, begeht am 1. April die seltene Doppelfeier des 100 jährigen Geschäftsjubiläums und des 50 jährigen Berufsjubiläums. Von Johann Gottlieb Schulz im Jahre 1840 gegründet, führte nach dessen Tode der Vater des jetzigen Inhabers Carl August die Firma weiter, übergab sie 1871 seinem Bruder Hermann, übersiedelte nach Leipzig und gründete dort Brühl 45 eine Rauchwarenhandlung, wo auch der jetzige Inhaber Benno Schulz aufgewachsen ist.

1890 trat der jetzige Inhaber in die Lehre, zuerst um den Rauchwarenhandel und sodann um das Kürschnerhandwerk zu erlernen. Im Jahre 1899 übernahm er die Leitung der Firma, um sie 1902 käuflich zu erwerben. 41 Jahre hat Herr Schulz, der Weltkriegsteilnehmer ist, das alte Familiengeschäft durch alle Fährnisse, Krieg, Inflation und Polenherrschaft sicher gesteuert und die führende Stellung im Pelzhandel behauptet. Wir wünschen dem Jubilar noch eine recht lange erfolgreiche Tätigkeit.

Aus dem Jahr 1940. (Schreibweise original)