Archive for the ‘Statistik’ Category

Von Bremen in die Welt

Dezember 10, 2022

Im Rahmen der Auswanderungsstatistik für das Jahr 1836 aus Bremen wird vom Januar nachgewiesen, daß die Auswanderung nach den Vereinigten Staaten im Jahr 1836, jene in 1835 um das Doppelte übersteigt. 1835 gingen 73 Schiffe mit 6185 Passagiere von Bremen nach den Vereinigten Staaten ab, während 1836 allein 11,811 Passagiere auf 107 Schiffe unmittelbar aus der Weser nach Amerika schifften und 2326 Passagiere in 23 Schiffen von Cuxhaven absegelten.

Demnach verließen 1836 von Bremen aus 14,137 Personen Deutschland, um in Amerika ihre Heimath zu suchen.

Aus dem Jahr 1837. (Schreibweise original)

Bojanowo. Ein- und Auswanderung.

September 3, 2022

Ernst Waetzmann veröffentlichte „26 Tuchmacherfamilien in Bojanowo“, wo er die Schicksale einer Tuchmacherstadt in ihrem Niederschlage im Wohl und Wehe ihrer Bürger schilderte. Er behandelt die Zeit von 1670 bis etwa 1820, manchmal etwas weiter, doch liegt der Nachdruck auf dem 18. Jahrhundert. Wir wollen im folgenden die Dynamik der örtlichen Bevölkerungsbewegung betrachten – aber weniger gelehrt als Ein- und Auswanderung benannt.

1. Südposen. Die wichtigsten Orte für die Einwanderung sind hier Lissa (15 Einwanderer), Rawitsch (13), Fraustadt (10). Dies sind die Orte, aus denen sich die jungen Bojanowoer ihre Frauen holen, von hier kommen die Gesellen, denen es gelingt, in Bojanowo eine Meisterstochter zu freien und sich dann dort niederlassen. Daneben erscheinen noch Punitz und Storchnest je 3 mal, Schlichtingsheim, Zduny, Schwetzkau, Reisen, Schmiegel, Kobylin je 2 mal, Kröben, Görchen, Gostyn, Oberpritschen, Brätz, Unruhstadt, Tirschtiegel je 1 mal. Dieselben Orte erscheinen auch für die Auswanderung. Fast alle diese Orte waren Tuchmacherstädte und hatten somit ein kräftiges Deutschtum.

2. Aber stärker noch als mit Südposen waren die Beziehungen mit Schlesien. Zwar ist uns der erste Einwandererschub (1638) nur sehr lückenhaft bekannt, da die Kirchenbücher erst 1670 beginnen, aber es erfolgten viele Nachwanderungen im 17./18. Jahrhundert. An der Spitze steht hier Tschirnau, manchmal auch als Ober- oder Groß-Tschirnau bezeichnet. Es stellt 13 Einwanderer. Dann folgte Raudten mit 3, Görlitz, Winzig, Guhrau, Herrnstadt, Schlaube, Schlawa, Breslau, Freistadt, Festenberg mit je 2. Je einer oder eine kommt aus Grünberg, Grotke bei Öls, Herrenlauerwitz, Lauban, Klein Mortschen, Freiburg, Wassermühle bei Sagan. Betrachten wir die Auswanderung nach Schlesien. Auch hier steht Tschirnau an der Spitze mit 6 Auswanderern. Wie viele Familienfäden verbanden damals die beiden Städte! Überhaupt schien die Staatsgrenze zwischen ihnen nicht zu bestehen, auch Herrnstadt und Guhrau empfangen je 5 Bojonowoer. Die folgenden schlesischen Orte begnügen sich je mit einem oder einer: Striegau, Triebusch, Naumdorf, Grünberg, Goldberg, Breslau.

3. Aus Nordposen sind nur folgende Eintragungen zu melden: 2 Einwanderungen aus Margonin, einer bekannten Tuchmacherstadt, Schwerin und Rogasen je eine Einwanderung. Nach Posen und Schwersenz wandern je zwei aus, nach Bromberg einer. Zwei Bojanowoerinnen heiraten in Hauländereien ein. Terespotockie Hauland liegt bei Grätz. Die Beziehungen zum übrigen Polen sind fast gleich Null, es gibt keine Einwanderungen und nur zwei Auswanderungen: nach Kalisch und Lublin.

4. Stärker sind die Beziehungen mit der Mark. Aus Züllichau kommen 3, aus Freienwalde, Gartz an der Oder, Driesen, Friedeberg, Dittmannsdorf je einer. Diese Einwanderung von der Neumark her ist bedeutsam. Gleichzeitig erfolgt auch eine Auswanderung von Südwestposen nach der Neumark. Doch nicht aus Bojanowo, nur eine Person wandert in die Mark aus und das nach Lüben.

5. Sachsen machen sich viermal in Bojanowo seßhaft, sie kommen aus Grätz im Vogtlande, Dippoldiswalde, Schönau, Loebichau bei Halle, eine Auswanderung ist nicht bemerkt. Ein Tuchmachergesell aus Liebemühl in Ostpreußen macht sich 1801 in Bojanowo seßhaft, 1817 ein anderer aus Mährisch Trübau, dagegen zieht 1839 ein Tischler nach Paris.

Doch beschränken sich fast alle diese Beziehungen auf das schlesisch-posensch-märkische Gebiet. Und in diesen Gebieten leben noch heute viele der Nachfahren der in der genannten Schrift erwähnten Familien, gegen 1820 erfolgte allerdings eine starke Auswanderung nach Mittelpolen. Überhaupt läßt die im 18. Jahrhundert zu beobachtende sehr starke Seßhaftigkeit im 19. Jahrhundert nach, je mehr das Jahrhundert fortschreitet, um so mehr, und das 20. Jahrhundert hat ja im Posenschen eine wahre Völkerwanderung gesehen.

Aus dem Jahr 1937. (Schreibweise original)

Familiäre Militärstatistik – aktualisiert

August 13, 2022

Der Unterpunkt Familie & Militär nimmt durchaus einen bedeutenden Platz innerhalb meiner Forschung ein und bei all dem Wahnsinn, Absurdität, tiefer Trauer und Dramatik ist es interessant zu recherchieren, wie die Altvorderen im Zeitenfluß der Jahrhunderte daran Anteil nahmen, respektive nehmen mußten. Von Musketieren, Ulanen und Garde-Husaren, Mitgliedern im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, im 1. Garde-Regiment zu Fuß, Jagdgeschwadern, von einfachen Gefreiten, Angehörigen in Landwehr-Regimentern, über Unteroffiziere und Offiziere, in SS-Totenkopfverbänden, involviert in Tsingtau und Stauffenberg-Attentat, in der Feldgendarmerie der Wehrmacht, NVA bis hin zur Bundeswehr – wie schlußendlich ich selbst – ist alles vertreten. Meine Familie war in allen Gattungen anzutreffen; sie fuhren auf der Bismarck (und starben), auf der Blücher, Karl Galster und sogar auf der Wilhelm Gustloff.

Nicht zuletzt waren Familienmitglieder im Zweiten Weltkrieg auch auf der Gegenseite vertreten – in der Australian Army und in der U.S. Army. Der Krieg ist ein wahnsinniges Konstrukt des menschlichen Geistes, welches wir leider nur zu gerne nähren und pflegen und frißt selbige Narren höchst engagiert auf.

Nachfolgend sei der gefallenen Kriegsteilnehmer meiner Familie gedacht. Zwar gab es unzählige mehr, doch nach derzeitigem Kenntnisstand (Stand 12.08.2022) handelt es sich um 253 Personen, wovon 167 fielen:

1806 im Vierten Koalitionskrieg,
(Doppelschlacht Jena/Auerstedt) – 01 Person

1866 im Deutschen Krieg – 04 Personen

1870/1871 im Deutsch-Französischen Krieg – 02 Personen

1. WK – 79 Personen

2. WK – 81 Personen

Zusätzlich 23 zivile Verluste durch Kriegshandlungen. Sie starben alle für Nichts, wo sie doch leben, leben sollten. Einfach nur in Frieden leben. Aber das ist zu viel verlangt; von einer Spezies, die ein „weise“ oder „verständig“ im Namen trägt.

Volksschullehrer im Militärdienst

März 18, 2022

Die Centralkommission des deutschen Lehrervereins hat die Zahl der Volksschullehrer, die im Jahre 1903 in den deutschen Militärdienst eintraten, für das ganze Reich, mit Ausnahme einiger Landestheile, festgestellt. Es traten insgesammt 1757 Lehrer in die Armee ein; davon dienten 558 einjährig-freiwillig.

In Berlin und Koburg-Gotha dienten sämmtliche, in Braunschweig, Bayern und Schwarzburg-Rudolstadt nahezu alle, im Regierungsbezirk Wiesbaden und in Westfalen mehr als die Hälfte, in Hannover, Lübeck und Sachsen-Weimar nahezu die Hälfte der Lehrer einjährig-freiwillig.

In den östlichen Landestheilen, sowie in Würtemberg und in Oldenburg machte die Mehrheit der Lehrer von dem Recht des einjährig-freiwilligen Dienstes keinen Gebrauch, so in Westpreußen von 78 nur 4, in Mecklenburg von 32 nur 2, in Ostpreußen von 112 nur 18. in Posen 18 von 66 und in Schlesien 52 von 144. Indessen ist in den meisten Landestheilen die Zahl der einjährig-freiwillig dienenden Lehrer in der Zunahme begriffen.

Aus dem Jahr 1905.

(Schreibweise original)

Deutsche Auswanderungsstatistik. Teil III. Verlorener Reichtum.

Mai 18, 2021

Seit 1877 ist freilich, wie schon angedeutet, die Flut wieder im Steigen; das Procentverhältniß der Gruppen gestaltet sich wie 33 zu 41, wofür die Gründe aber unschwer in der herrannahenden geschäftlichen Krisis, der Enttäuschnug über den Milliardensegen und der Furcht vor neuen Kriegsereignissen zu erkennen sind. Besonders bemerkenswerth und für den Werth der Auswanderung sprechend ist der Umstand, daß beinahe drei Viertel aller Auswanderer erwachsene waren und daß von den letzteren fast zwei Drittel dem männlichen Geschlechte angehörten. Wird dies Verhältnis auf die amtlich ermittelte Auswanderung seit 1841 angewandt, so ergiebt sich ein Abzug von mehr als 400,000 streitbaren Männern – die körperlich untüchtigsten ziehen bekannntlich am wenigsten weg – allein aus Preußen. Hierzu sind noch alle diejenigen zu rechnen, die in den amtlichen Listen keine Aufnahme gefunden haben, wenigstens 100,000.

Sonach hätte Preußen in 33 Jahren mehr als eine halbe Million rüstiger Männer verloren und ganz Deutschland hat an die Ver. Staaten allein seit 1820 weit mehr als eine volle Million abgegeben. Was diese Arbeitskraft für die Union gethan und wie weit sie für den Aufschwung des Ackerbaus, der Industrie und des Handels der Ver. Staaten verantwortlich ist, wäre ein anderes interessantes Feld der Untersuchung. Wenn Texas von dieser Masse Muskeln und Sehnen nur den zehnten Theil erhalten hätte, wie ganz anders würden sich unsere Verhältnisse gestaltet haben!

Nimmt man an, daß die Erziehung eines Menschen bis zum ausgewachsenen Manne nur $200 kostet, so hätten 100,000 Männer ein Betriebskapital von $20,000,000 in das Land gebracht. Und rechnet man weiter, daß eine gute Arbeitskraft für Texas jährlich $500 werth ist, so würden diese 100,000 Männer den Nationalreichthum des Staates in einem Jahre um 50 Millionen, in zehn Jahren um 500 Millionen vermehrt haben. Das sollte den engherzigen Grangern rnit ihrer feindseligen Einwanderungspolitik zu denken geben.

Von 1879. (Schreibweise original)

Deutsche Auswanderungsstatistik. Teil II. Auswanderungsjahre.

Mai 15, 2021

Die Jahre 1867-1877 können in Preußen geradezu als Auswanderungsjahre bezeichnet werden. 427,021 Personen verließen während derselben das Staatsgebiet, während auf den doppelt so langen Zeitraum vom 1. October 1844-1866 nur 394,012 Auswanderer kommen. Allerdings zählen in jener Periode 84,771 Auswanderer aus den neuen Provinzen mit, immerhin stellt sich aber das Verhältnis so, daß für die sechs östlichen Provinzen reichlich so viele Personen auswanderten als früher: 223,440 gegen 220,263. Ungleich günstiger gestaltet sich das Verhältniß für die westlichen Provinzen indem den 173,749 Auswanderern der ersten Periode nur 62,161 der zweiten gegenüber stehen. Im einzelnen gestalten sich die Zahlen besonders günstig für die Provinzen Preußen, Posen und Pommern, normal für Brandenburg und allenfalls Schlesien, sehr günstig für Sachsen.

Fassen wir das letztere Jahrzehnt, welches wegen der größeren Sicherheit der Ermittlungen vorzugsweise das entscheidende ist und deßhalb auch für die weiteren nachfolgenden Erörterungen als Norm dienen kann, noch näher ins Auge und unterscheiden wir dabei aus naheliegenden Gründen die Zeiten vor und während und nach dem französischen Kriege, so ist es abermals die östlichste Provinz, welche die erheblichste Zunahme der Auswanderung aufweist, während die drei neu erworbenen Provinzen ein günstiges Bild bieten.

Das bei Weitem ungünstigste Jahr in diesen Perioden und überhaupt seit 1844 ist das Jahr 1872. Indessen schon im folgenden Jahre besserte sich das, woran dann ein völliger Umschlag eintrat, indem von 1874 an die Anzahl der Auswanderer rasch fiel. Diese fallende Richtung zeigt sich im einzelnen bei allen Provinzen, am stärksten bei den sechs östlichen, dann bei den drei neu erworbenen, am schwächsten bei den zwei westlichen; in den ersteren sank sie auf den vierten Theil herab. Die Wirkungen des österreichischen wie des französischen Krieges waren eben in Hinsicht der Auswanderung bedeutend abgeschwächt und in ihrem Eldorado America hatten sich die Verhältnisse derartig umgestaltet, daß sie Vieles von ihrem verlockenden Wesen verlieren mußten.

Zweifelsohne haben aber auch die Milliarden hier stark mitgewirkt, wie die auffallende Thatsache beweist, daß die 1872 gar starke Auswanderungsbewegung an den Großindustriebezirken beinahe spurlos vorübergegangen ist. Während sie aus den spärlich bevölkerten Bezirken Danzig, Marienwerder und Bromberg gegen 19,000 Menschen fortbewegte, vermochte sie aus Berlin, Arnsberg, Düsseldorf, Köln mit mehr als der doppelt sogroßen Einwohnerzahl keine 1800 Personen mit sich wegzureißen. Und während im Jahre 1873 die Provinzen Preußen, Pommern und Posen mit 53 Procent an der Gesammt-Auswanderung betheiligt waren, kommen auf die mit einer hochentwickelten Industrie gesegneten Rheinlande, Westfalen. Sachsen, Brandenburg und Schlesien nur 20 Procent.

Von 1879. (Schreibweise original)
Fortsetzung folgt.

Deutsche Auswanderungsstatistik. Teil I. Eine klaffende Wunde.

Mai 9, 2021

In der deutschen Reichstagssitzung vom 8. März dieses Jahres bezeichnete der Abgeordnete Lingens die Auswanderung als eine klaffende Wunde Deutschlands, als eine Krankheitserscheinung, mit deren Untersuchung sich die leitenden Staatsmänner ernstlich zu beschäftigen hätten. Diese Worte waren auf keinen steinigen Boden gefallen. Man muß indeß der preußischen Regierung gerecht werden und die Thatsache anerkennen, daß diese es sich schon seit Mitte der vierziger Jahre hat angelegen sein lassen, über die Aus- und Einwanderung zuverlässige Daten zu sammeln. Wenn uns nun auch keine Statistik über die Auswanderung aus dem gesammten Deutschland vorliegt, so haben wir doch an der Statistik über die Auswanderung aus den preußischen Provinzen einen Anhaltepunkt, der uns eine annähernde Zahl von der Gesammtauswanderung aus den deutschen Gauen zu bilden gestattet.

Es ergibt sich daraus, daß in dem Zeitraume vom 1. October 1844 bis zum Schlusse des Jahres 1877 nicht weniger als 821,033 Personen das Gebiet des jetzigen preußischen Staates verlassen haben. Auf die einzelnen Provinzen waren sie auf folgende Prozentsätze vertheilt: Preußen 15,9, Rheinland 13,1, Schlesien 11,6, Hannover 11,1 (seit 1867 einschließlich), Schleswig-Holstein 10,3, Posen 11,1, Pommern 6,8, Brandenburg 6,6, Sachsen 5,9, Hessen-Nassau 4,2, Westfalen 3,9, Hohenzollern 0,5. Berücksichtigt man, daß diese Ziffern im Wesentlichen nur den Austritt aus dem preußischen Unterthanenverbande, soweit derselbe von den Behörden zur Zahl gebracht ist, erkennen lassen, daß die Tabellen für den Zeitraum von 1844 bis 1854 die Zahl der ohne förmliche Entlassungs-Urkunden Ausgewanderten nicht enthält, sodann daß die Ermittlungen für die neugewordenen Gebietstheile erst seit dem Jahre 1877 anheben, so erhellt, daß die wirkliche Auswanderung eine ungleich größere gewesen sein muß. Obige Gesammtsumme vertheilt sich auf die einzelnen Provinzen wie folgt: Preußen 77,905, Rheinland und Hohenzollern 150,359, Schlesien 52,103, Hannover 67,407, Schleswig-Holstein 39,640, Posen 64,774, Pommern 118,386, Brandenburg 60,768, Sachsen 69,766, Hessen-Nassau 34,373, Westfalen 85,551.

In Gruppen eingetheilt ergeben sich 443,703 für die sechs östlichen Provinzen, 235,910 für die beiden westlichen, 141,420 für die neu erworbenen drei mittleren. Die selbstredend für jeden einzelnen Regierungsbezirk oder Landdrostei ausgemittelten Jahreszahlen ergeben, daß die Flut der Auswanderung im Westen beginnend, sich in ziemlich regelmäßiger Bewegung nach dem Osten fortgesetzt hat, daß sie ihren ersten Höhepunkt in der Mitte der fünfziger Jahre in den westlichen Provinzen, ihren zweiten gegen Ende der sechziger Jahre in den mittleren und ihren dritten zu Anfang der siebziger Jahre in den östlichen Provinzen erreichte, wo die Flut zwar abläuft, sich anscheinend aber von Neuem zu erheben beginnt.

Eben so läßt sich erkennen, daß der Strom der Auswanderung seit 1867 stellenweise ein ungleich heftigerer gewesen ist als je zuvor, daß also die von Westen heraufgekommene Flut an Kraft nicht nachgelassen, vielmehr gewonnen hat; eine um so beachtenswerthere Erscheinung, als die Auswanderung in dem östlichen Theile der Monarchie eine dünnere Bevölkerung betroffen, als um so größere Lücken gerissen hat.

Von 1879. (Schreibweise original)
Fortsetzung folgt.

Familiäre Militärstatistik

Januar 18, 2021

Der Unterpunkt Familie & Militär nimmt durchaus einen bedeutenden Platz innerhalb meiner Forschung ein und bei all dem Wahnsinn, Absurdität, tiefer Trauer und Dramatik ist es interessant zu recherchieren, wie die Altvorderen im Zeitenfluß der Jahrhunderte daran Anteil nahmen, respektive nehmen mußten. Von Musketieren, Ulanen und Garde-Husaren, Mitgliedern im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, im 1. Garde-Regiment zu Fuß, Jagdgeschwadern, von einfachen Gefreiten, Angehörigen in Landwehr-Regimentern, über Unteroffiziere und Offiziere, in SS-Totenkopfverbänden, in der Feldgendarmerie der Wehrmacht, NVA bis hin zur Bundeswehr – wie schlußendlich ich selbst – ist alles vertreten. Meine Familie war in allen Gattungen anzutreffen; sie fuhren auf der Bismarck (und starben), auf der Blücher, Karl Galster und sogar auf der Wilhelm Gustloff.

Nicht zuletzt waren Familienmitglieder im Zweiten Weltkrieg auch auf der Gegenseite vertreten – in der Australian Army und in der U.S. Army. Der Krieg ist ein wahnsinniges Konstrukt des menschlichen Geistes, welches wir leider nur zu gerne nähren und pflegen und frißt selbige Narren höchst engagiert auf.

Nachfolgend sei der gefallenen Kriegsteilnehmer meiner Familie gedacht. Zwar gab es unzählige mehr, doch nach derzeitigem Kenntnisstand (Stand 21.01.2021) handelt es sich um 211 Personen, wovon 138 fielen:

1806 im Vierten Koalitionskrieg,
(Doppelschlacht Jena/Auerstedt) – 01 Person

1866 im Deutschen Krieg – 04 Personen

1870/1871 im Deutsch-Französischen Krieg – 01 Person

1. WK – 70 Personen

2. WK – 62 Personen

Sie starben alle für Nichts, wo sie doch leben, leben sollten. Einfach nur in Frieden leben. Aber das ist zu viel verlangt; von einer Spezies, die ein „weise“ oder „verständig“ im Namen trägt.

Lebenszahlen

September 18, 2019

Im Jahr 1911 erblickte ein süßes Mädchen das temporäre Licht dieser Welt; sie wurde zu einer wundervollen Dame, die ich noch kennenlernen durfte, welche ich sehr geschätzt habe. Ihre späteren Lebenszahlen sind wahrlich bemerkenswert. Mit 22 Jahren schloß sie den Bund der Ehe und zwar im Jahr 1933 – leider währte ihre Liebe nur 11 Jahre, die Dämonen des Krieges nahmen ihren Ehegatten im Jahr 1944 aus dem Spiel des Lebens. Abermals 11 Jahre später heiratete sie erneut, im Jahr 1955, sie war zu dem Zeitpunkt 44 Jahre alt.

Solche kuriosen wie interessanten Lebensdaten sind in meinem Archiv einzigartig und um jenen Fall adäquat abzuschließen, sei noch ihr Lebensende angeführt – im Jahr 1999 verließ sie diesen Planeten in einem Alter von 88 Jahren. Sei mir herzlich gegrüßt, meine Liebe!

Bevölkerungsentwicklung im Kreis Bomst

Januar 2, 2019

Die Städte des Kreises Bomst in ihrem Wachstum. Eine Darstellung der Bevölkerungsziffern seit dem Jahre 1875.

Eines ununterbrochenen Ansteigens und zugleich einer Gesamtzunahme von mehr als 50 Prozent kann sich also nur die Kreishauptstadt Wollstein rühmen. Im Jahr 1911. (Schreibweise original)

Volkszählung in Wollstein, Rothenburg an der Obra und Kiebel

November 5, 2018

Wollstein. Nach der Volkszählung betrug die Anzahl an Wohnstätten: 331, der Haushaltungen 907, der ortsanwesenden Bevölkerung 4513. Dem Bekenntnis nach sind 1656 evangelisch, 2666 katholisch, 190 jüdisch, 1 religionslos. Beim Standesamt wurden im Jahre 1910 beurkundet: 170 Geburten, 20 Eheschließungen, 98 Sterbefälle.

Rothenburg an der Obra. Bei der letzten Volkszählung wurden 1172 Einwohner, darunter 557 männliche und 615 weibliche Personen gezählt (gegen 1187 Personen bei der letzten Zählung im Jahre 1905). Beachtenswert ist, daß bei der diesjährigen Volkszählung sich gegen 100 männliche Personen außerhalb auf Saisonarbeit in Zuckerfabriken usw. aufhalten.

Bei der Viehzählung wurden gezählt: 92 Pferde, 213 Rinder und 416 Schweine, ein kleines Mehr gegen der Zählung im Vorjahre.

Kiebel. Bei der diesjährigen Volkszählung wurden am hiesigen Orte 697 männliche und 879 weibliche Personen, im ganzen 1576 Personen gezählt. Vorübergehend abwesend waren 184 Personen, sodaß die Gesamtseelenzahl hierselbst 1760 beträgt.

Das Resultat der Viehzählung ergab 139 viehbesitzende Haushaltungen mit 137 Pferden, 592 Stück Rindvieh und 624 Kälbern. 1910.

Übersicht der Verwaltungs-Resultate der Königlichen Strafanstalt in Rawitsch, pro 1835

Februar 27, 2017

(Schreibweise original)

I. Anzahl der Personen

Es haben in der Anstalt im Jahre 1835 eingesessen 606 Sträflinge überhaupt. Die tägliche durchschnittliche Zahl betrug 364 Personen. Gestorben sind 25, eingeliefert sind 256, entlassen 214, worunter 3 begnadigt worden. Ultimo Dezember 1835 sind 392 Sträflinge im Bestande verblieben.

II. Arbeits-Verdienst derselben

Diese Personen haben
a) wirklich baar 6704 Reichsthaler, 26 Silbergroschen, 5 Pfennige
b) durch Arbeiten für die Anstalt
1462 Reichsthaler, 15 Silbergroschen
zusammen: 8167 Reichsthaler, 11 Silbergroschen, 5 Pfennige
verdient, also pro Kopf 24 Reichsthaler, 13 Silbergroschen, 7 Pfennige.

III. Kosten der Unterhaltung der Anstalt

1) Die Beköstigung der Sträflinge für 364 Personen
6212 Reichsthaler, 4 Pfennige, also durchschnittlich pro Person 17 Reichsthaler und 2 Silbergroschen.

2) Der Bekleidung für 364 Personen
1497 Reichsthaler, 28 Silbergroschen, 9 Pfennige, also durchschnittlich pro Person 4 Reichsthaler, 3 Silbergroschen, 5 Pfennige.

3) Übrige Unterhaltungskosten:
a) Überverdienst der Gefangenen
826 Reichsthaler, 14 Silbergroschen, 1 Pfennige
b) Arbeits-Utensilien-Kosten
536 Reichsthaler, 8 Silbergroschen, 5 Pfennige

Alle übrigen Kosten, Gehälter, Remunerationen, Büreau-Kosten, Heizung, Beleuchtungs, Reinigungsmaterial, Medizin-Kosten, Lager, so wie Hausgeräthschaften, Reise-, Zehr- und Baukosten: 9112 Reichsthaler, 6 Silbergroschen, 11 Pfennige.

Zusammen: 18.184 Reichsthaler, 28 Silbergroschen, 6 Pfennige. Also pro Kopf 49 Reichsthaler, 28 Silbergroschen, 9 Pfennige.

Unter den 256 neu aufgenommenen Sträflingen waren 96 resp. zu 2. 3. 4. 5. und 6. mal rückfällige Personen. Was die Konsessions-Verhältnisse betrifft, so bemerken wir, daß von den detinirten 606 Personen sich

a. zur katholischen Konfession 431
b. zur evangelischen Konfession 142
c. zum mosaischen Glauben 33
sind obige 606 bekennen.

In Betreff der Ursachen der Detention bemerken wir, daß wegen

a. Raub, Diebstahl und Betrug 433 Personen,
b. Brandstiftung 21 Personen,
c. Vagabondieren, 1 Person,
d. Widersetzung gegen die Obrigkeit 7 Personen,
e. intendirten und versuchten Mord 34 Personen,
f. beleidigter Majestät 5 Personen,
g. verbotener Rückkehr in die Preußischen Staaten 6 Personen,
h. Blutschande 3 Personen,
i. Sodomie 5 Personen,
k. Hurerei, ingleichen verheimlichte Schwangerschaft und Geburt 35 Personen,
l. verschiedener anderer Vergehen 56 Personen

zusammen 606 Personen,

a. männliche 470
b. weibliche 136 sich in der Anstalt fanden.

Resultate der Bevölkerung im Regierungsbezirke Posen für das Jahr 1828

Februar 22, 2017

(Schreibweise original)

Die auf Grund der Specialien für das Jahr 1828 zusammengestellte Bevölkerungs-Liste von unserem Verwaltungsbezirke, hat folgende Resultate ergeben:

I. Geboren sind, beim Civil:
in den Städten: 7585,
auf dem platten Lande: 17.403,
beim Militair: 162.
zusammen: 25.150
im Jahre 1827: 26.878
folglich im Jahre 1828 weniger 1728.

Das Verhältniß der unehelichen Kinder zu den ehelichen ist:
1. in den Städten 1 zu 19,
2. auf dem platten Lande beinahe wie 1 zu 25.

An Mehrgeburten sind vorgekommen:
319 Zwillingsgeburten,
6 Drillingsgeburten.

II. Getraut sind, beim Civilstande,
1. in den Städten: 1702 Paar,
2. auf dem platten Lande: 4370,
beim Militair: 61.
zusammen: 6133 Ehepaare.
im Jahre 1827: 5562 Ehepaare.
mithin im Jahre 1828 mehr 571 Ehepaare.

III. Gestorben sind, beim Civilstande,
1. in den Städten: 9382 Menschen,
2. auf dem platten Lande: 22.269,
beim Militair: 150.
zusammen: 31.801 Menschen,
im Jahre 1827: 28.951 Menschen.
mithin im Jahre 1828 mehr 2850 Menschen.

Unter den Gestorbenen befanden sich:
306 Menschen über 85 Jahre und
305 Menschen über 90 Jahre alt.

Durch besondere Unfälle haben das Leben verloren:
a) durch Selbstmord 32 männliche und 4 weibliche, zusammen 36 Individuen;
b) durch allerlei Unglücksfälle 239 Person
c) bei der Niederkunft im Kindbette 282 Mütter,
d) durch die Pocken 982 Personen.

IV. Im Jahre 1828 sind gestorben 31.801 Menschen, dagegen nur geboren 25.150 Menschen. Es sind daher mehr gestorben als geboren 6651 Menschen. Nach der statistischen Tabelle pro 1828 beträgt die Bevölkerung im hiesigen Departement 724.270 Einwohner. Am Ende des Jahres 1825 betrug sie 706.396 Einwohner. Es hat sich daher die Bevölkerung vermehrt um 17.874 Menschen.

V. Nach der vorstehend angegebenen Volkszahl pro 1828 fällt ohngefähr auf 29 Lebende 1 Geburt, auf 118 Personen eine Trauung, und auf 26 Personen 1 Todesfall.

Posen, 19. März 1829