Als das Jahr 1826 in den letzten Zügen lag, wurde in Wollstein über den Neubau einer Kirche beraten – niemand der Teilnehmenden dachte wohl daran, daß ihre Gedankenspiele fünf Jahre später zum Tode zwei junger Menschen führen würden. Im Jahr 1828 waren die Pläne so weit gediehen, daß die Baukommission beschloß, Baumaterial zu beschaffen; ein Jahr später wurde das Vorhaben vom König mit einem Gnadengeschenk von 7000 Reichstalern unterstützt.
So wurde also begonnen, im Juni 1830 – 13 Arbeiter hoben den Fundamentsgraben aus und zum Abschied des Monats Juni fand bereits die Grundsteinlegung statt und im Juli trafen die ersten Ziegel aus der Ziegelei aus Rothenburg an der Obra ein.
An einem Donnerstag im September 1831 passierte es dann – um 16:30 Uhr saß der Maurergeselle Woitschach auf der frisch gemauerten Turmecke und legte das Lot an – als er jählings den Halt verlor und in den Tod stürzte. Im Kirchenbuch wurde diesbezüglich vermerkt: „Fand seinen Tod durch einen Fall vom Thurm“.
Kirchturm der evangelischen Kirche in Wollstein
Im November 1831, es war Montag gegen 08:00 Uhr passierte ein weiteres Unglück. Der Maurerlehrling Deul befand sich auf dem Boden der Kirche und schritt von Balken zu Balken – auch er stürzte plötzlich hinab – in das Kirchenschiff und blieb in der Nähe vom Haupteingang bewußtlos liegen. Nur einen Tag später verschied er; der Pfarrer hielt fest: „An den Folgen eines Falles von der Kirche“. Der Bau wurde natürlich fortgesetzt.
Der Maurergeselle Johann August Woitschach war zum Zeitpunkt seines Todes 21 Jahre alt und stammte aus Kolzig. Seine Eltern waren der Mühlenbesitzer Johann Friedrich Woitschach und Anna Elisabeth Blümel.
Der Maurerlehrling Gottlieb Deul war 19 Jahre alt und kam aus Schlabrendorf bei Kolzig. Seine Eltern waren der Kolonist Johann George Deul und Maria Elisabeth Weiß.
Als letzte Ehre wurden ihnen zum Andenken eine metallene Tafel in der Vorhalle der Kirche gewidmet. Eine Gedenktafel – das, was bleibt. Allein, bis heute?