Warnung an die jungen Mädchen der Provinz Posen

Zur Warnung! Zu dem bevorstehenden Quartalswechsel möchte der Verein „Wohlfahrt der weiblichen Jugend“ wieder alle jungen Mädchen in der Provinz warnen, daß sie sich von dem gegenwärtigen fieberhaften Zug vieler junger Leute in die Großstadt nicht anstecken lassen. Man verliert nichts, wenn man zu Hause bleibt! Viele lassen sich durch blendende Versprechungen, die ihnen goldene Berge verheißen, betören und meinen, in der Großstadt sei das Geld auf der Straße zu finden.

Wie manche haben schon den großen Fehler gemacht, daß sie die sichere Stellung in der Heimat mit der oft so unsicheren Existenz in der Großstadt vertauschten. Vor allem aber ist allen jungen Mädchen zu raten, keinen Kontrakt zu unterschreiben, ehe sie nicht genau geprüft haben, was ihnen vorgelegt wird. Wo es unumgänglich notwendig erscheint, in die Großstadt zu ziehen, machen wir auf die Bahnhofsmission aufmerksam, deren Helferinnen kenntlich sind an einer weißen Armbinde mit rosa Kreuz. Dieselben sind bereit, den Ankommenden mit Rat und Tat zu helfen und jedes zuziehende Mädchen umsonst abzuholen und nötigenfalls zu begleiten.

In gleicher Weise wird für die jungen Männer gesorgt durch den Jünglingsbund. Die Adresse der Berliner Bahnhofsmission für junge Mädchen ist Tieckstraße 17, die für junge Männer Sophienstraße 19.

Im März 1910. (Schreibweise original)

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