Im Jahr 1852 wurde in der Provinz Posen Augustine Wilhelmine geboren – sie entstammt einem Seitenzweig meiner Familie und erst vor kurzem fand ich ihren Todeseintrag, welcher auf dem Jahr basierend, doch ein wenig ungewöhnlich ist und mittelbar auf ein spannendes Leben verweist. Spannend im Kontext einer exponierten Zeugin; einen Platz, den Augustine in ihrem Leben einnehmen durfte, mußte. Eine Zeugin der Zukunft, der Geschichte.
Mit 18 Jahren beobachtete sie den Deutsch-Französischen Krieg; hernach erlebte sie die Reichsgründung. Sie war 26 Jahre, als sie in den Stand der Ehe trat. Zehn Jahre später vollzog sich das Dreikaiserjahr; sie war bereits 62 Jahre als der Erste Weltkrieg ausbrach, 87 Jahre als die Fortsetzung folgte. Auch jenes Ende erlebte sie – vermutlich zu diesem Zeitpunkt in Berlin ansässig oder doch erst durch die Flucht dorthin vertrieben? Sodann nahm sie Kenntnis von der Gründung der BRD und DDR. Erst 1952 beschloß sie ihr Leben für immerdar – nur wenige Wochen vor ihrem 100. Geburtstag.
In meiner kurzen Aufzählung beschränke ich mich auf die bemerkenswertesten, tragischsten Daten. Was mag sie wohl alles gesehen, erlebt haben? All das und noch viel mehr. Sie war Zeugin der Geschichte, Betrachterin einer interessanten, wechselvollen Zeit. Und in welche Zeit wurde sie hinein geboren und wie viel anders waren die Tage, als sie ihr temporäres Gastspiel hier beendete. Möge sie ungeachtet all der Härten, geboren in dem menschlichen Wahnsinn, ein mehrheitlich gutes Leben gehabt haben – ich wünsche es ihr von Herzen.
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