Fahnenweihe des Kriegervereins Wollstein & 3. Kreiskriegerverbandsfest in Wollstein. Teil I.

Ein schönes Fest liegt hinter uns. War es auch nicht ganz von der Ungunst des Wetters verschont, so vermochte der zwischen 6 und 7 Uhr hereinbrechende plötzliche Gewittersturm- und Regen die Tausende, welche den Schützenhausgarten bis auf den letzten Platz gefüllt hatten, nicht zu vertreiben und das Fest vorzeitig zu beenden; man suchte Unterschlupf in gedeckten Räumen, so gut es eben ging und genoß, als die Gewitterwolken vorüber gezogen waren, die nach dem Regen doppelt schöne Juniluft in vollen Zügen, bis spät in die Nacht hinein. Die Hunderte aber von Kriegern, welche aus allen Teilen des Kreises und von weiter her zusammengekommen waren, um die Fahnenweihe des hiesigen Vereins und das 3. Kreiskriegerverbandsfest feiern zu helfen, sie werden hoffentlich vollbefriedigt heimgekehrt sein und gern an die schönen Stunden zurückdenken, die ihnen in unserer guten Stadt Wollstein geboten wurden.

Unserm nachstehenden Bericht über den Verlauf des Festes behalten wir uns vor, einen ausführlicheren folgen zu lassen. Schon am Tage vorher hatten die Straßen der Stadt ihr Festkleid angelegt. Drei große Ehrenpforten waren errichtet worden, Fahnen und Wimpel, Girlanden und Laubbäume grüßten die Festteilnehmer, die am Festmorgen mit den zwischen 10 und 11 Uhr eintreffenden Eisenbahnzügen, oder auf mit Maien geschmückten Leiterwagen angekommen waren. Vom Bahnhof aus wurden sie alle gegen 11 ¼ Uhr eingeholt, und in den Bleßmannschen Garten geleitet, wo ein Frühschoppenkonzert stattfand, während die Fahnen nach dem Rathaussaal eskortiert wurden.

Bei einem Glase Freibier vergnügten sich die Festteilnehmer in den Gartenlokalen der Stadt bis zu den um 12 ½ erfolgenden Antreten zum Festzuge in der Unruhstraße. Der Festzug setzte sich um 1 Uhr in Bewegung und zog durch die Königsstraße zum Marktplatze, wo vor der dort errichteten Tribüne haltgemacht wurde. Es begann alsbald, nachdem die geladenen Gästen aus dem Magistratssitzungssaale eingeholt worden waren, die Weihefeier, welche durch den Gesang des unter Leitung des Herrn Seminar-Musiklehrers Sanik stehenden Seminarchors „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ eingeleitet wurde. Sodann betrat der Vorsitzende des hiesigen Kriegervereins Herr Hauptmann d. L., Realschuldirektor Professor Dr. Lämmerhirt die Rednertribüne, um in seiner Ansprache die erschienenen Krieger und sonstigen Gäste zu begrüßen und ihnen für ihr Erscheinen zu danken.

Gleichzeitig stattete er allen denen, die sich um das Gelingen des Festes verdient gemacht, seinen Dank ab und schloß mit einem dreifachen Hurrah Se. Majestät den Kaiser, das in der tausendköpfigen Festversammlung einen brausenden Wiederhall fand. Nach ihm nahm der Vorsitzende des Kreiskriegerverbandes, Herr Zollinspektor Twachtmann das Wort zu seiner Weiherede, in der er in trefflichen Worten den Verein an dem Tauftage seiner neuen Fahne an die Pflichten mahnte, die dieselbe verkörpern solle; Pflichten der Dankbarkeit gegen die Gründer des geeinigten deutschen Reiches, Pflichten der Treue gegen Gott, gegen König und Vaterland. Die Fahne, welche von 20 weißgekleideten Ehrenjungfrauen in einer Blumengirlande im Festzug getragen worden war, entfaltete sich in ihrer Schönheit und erhielt den Weihegruß unter dem Donner von Kanonenschlägen. Mit einem brausend erklingenden Hurrah auf das Vaterland schloß der Redner.

(Schreibweise original), Fortsetzung folgt…

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