Hermann Carl Christian Balde, Direktor del Colegio Alemán de Valdivia in Chile

Ihr goldenes Jubiläum konnte in den ersten Oktobertagen vorigen Jahres (Oktober 1908) die deutsche Schule in Valdivia (Chile) feiern, deren verdienstvoller Direktor seit 32 Jahren Herr Hermann Balde, ein Wollsteiner Kind, ist. Ueber das schöne Fest, dessen wir in einer kurzen Notiz schon vor einiger Zeit gedacht haben, lesen wir in der „Deutschen Zeitung Valdiviars“ näheres. Eine stattliche Zahl von Gästen, die von Nord und Süd herbeigeeilt waren, wohnten dem Feste bei, welches am 03. Oktober (1908) mit einem Begrüßungsabend eröffnet wurde, bei dem die Gäste, in deutscher und spanischer Sprache begrüßt wurden. Der deutsche Gesandte Freiherr von Bodmann, der am Erscheinen behindert war, sandte ein Glückwunschtelegramm, ebenso der Generalkonsul, Dr. Gerl-Valparaiso und viele andere.

Am folgenden Tage fand eine imposante Huldigung vor dem Auswanderer-Denkmal statt (Karl Anwandter hat die Schule 1858 gegründet), an welcher sich außer der Schuljugend die sämtlichen Vereine Valdivias beteiligten. Die Festrede hielt der Konsul von Valdivia, Herr Bischoff. Im Namen der früheren Schüler legte Rechtsanwalt Karl Balde den ersten Kranz nieder, dem eine ungezählte Menge von gleichen Spenden folgte. Sodann wurde dem Schulvorstande eine Jubiläumsgabe überreicht, welche einen Betrag von nicht weniger als 125000 Mark aufweist und den Fonds bilden soll für den würdigen Ausbau eines neugeplanten Schulgebäudes. Anläßlich der Feier wurde dem Direktor Balde von Sr. Majestät dem deutschen Kaiser der kgl. Kronenorden 4. Klasse verliehen und ihm mit einem herzlichen Anschreiben von dem kaiserlichen Gesandten von Bodmann übermittelt.

Im Saale des deutschen Vereins Union in Valdivia fand im Anschluß an die Huldigung vor dem Denkmal Anwandters die eigentliche Schulfeier statt, die vom Vorsitzenden der Schulgemeinde eröffnet wurde. In seiner Rede gedachte er in dankbaren Worten des früheren und jetzigen Leiters der Anstalt, deren Namen mit goldenen Lettern in die Annalen der Schule eingeschrieben stünden. Er schloß mit einem Hoch auf Chile. Hierauf nahm der Direktor der Anstalt, Hermann Balde das Wort und erzählte von der Entwickelung der Anstalt. Und abermals erklang es donnernd durch den Saal. Diesmal galt es dem deutschen Kaiser und stehend sang man das „Heil Dir im Siegerkranz“. Ein fast endloses Programm von Gesängen, Vorträgen und Aufführungen aller Art folgte. Abends schloß sich ein Unterhaltungsabend an, der einen ebenfalls glänzenden Verlauf nahm. Der Festmontag wurde mit einer gelungenen Auffahrt des Valdivianer Ruderklubs eingeleitet.

Es folgte ein Festessen und nachmittags im Voßschen Garten ein Kinderfest, das den Beschluß der großartigen gelungenen Festfeier bildete. Möge die deutsche Schule im fernen Lande auch fernerhin blühen und gedeihen und deutsche Kultur verbreiten bis in die fernsten Zeiten. Dem verdienstvollen Leiter der Anstalt, Herrn Direktor Balde aber wünschen wir von Herzen einen noch langen Lebensabend, damit er sich der Früchte seiner Arbeit erfreuen kann!

Januar 1909, (Schreibweise original).

Ergänzung. Vor seiner Zeit als Direktor „del Colegio Alemán de Valdivia“ war Hermann Balde Lehrer an der evangelischen Schule in Triest. Er wanderte 1876 nach Chile aus – auf dem Schiff „Memphis“.

Hermann Carl Christian Balde wurde am 09.04.1849 in Wollstein in der Provinz Posen geboren und verstarb im Jahr 1918 in Chile. Er ehelichte im September 1878 Bertha Emilie Schilling. Seine Eltern waren Julius Balde und Emilie Gally. Der Vater Julius war damals Lehrer und Glöckner in Wollstein und wurde im Mai 1822 geboren und auch sein Vater Johann Karl Daniel Balde war bereits Lehrer. Seine Mutter Emilie Gally verstarb als junge Frau mit nur 30 Jahren an den Folgen einer Kopfentzündung. So durfte also Hermann Carl Christian seine Mutter nie wirklich kennenlernen. Der folgende Artikel tangiert partiell auch jene Schule in Chile, wo Hermann als Direktor wirkte: Vom Deutschtum im Ausland.

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