Vor 125 Jahren beschlossen vier Brüder meines Urgroßvaters ihre Heimat zu verlassen und nach Australien auszuwandern. Und tatsächlich setzten sie ihren Vorsatz in die Tat um und verabschiedeten sich für immerdar von Dombrofker Hauland bei Wollstein in der Provinz Posen. Heute vor 125 Jahren erreichte der erste Bruder Australien – und betrat australischen Boden.
Die Zeit verging, das hoffnungsvolle Leben trat gnadenlos in die endgültige Vergangenheit ein und in dem allgewaltigen Zeitenstrom der folgenden Jahre wurde die Vergänglichkeit gepriesen. Irgendwann riß der Kontakt zu den weit, weit entfernten Verwandten ab. Jene Auswanderung wurde zu einem Gerücht in der Familie – nur zu dem Hauch von einem Gerücht. Schlußendlich ging dieses Wissen endgültig verloren.
Im Rahmen meiner Forschung stieß ich 2014 durch einen banalen Zufall auf jene Namensträger in Australien und nach kurzer Recherche konnte ich der unausweichlichen Vergessenheit doch ein wenig verlorenes Wissen abtrotzen. Und so schrieb ich nach 124 Jahren die Nachfahren von jenen Auswanderern in Australien an, welche auch zeitnah antworteten und höchst überrascht waren. Dieser neuerliche Kontakt besteht bis heute; erst heute gratulierte ich zu jene 125 Jahre dieses Familienzweiges in Australien, der einst dort begründet wurde. Wie mögen sich diese Verwandten damals gefühlt haben? Allein in der Fremde?
Ungehalten vergeht die Zeit und das Leben in diesem fragilen Weltgesang Tag für Tag. Ungeachtet der Entfernung fühle ich mich diesem Teil der Familie sehr verbunden und ja, ich bin geneigt anzunehmen, daß sie umgekehrt ähnlich empfinden. Familie bleibt Familie. Auch hinweg über nebulöse Jahrhunderte. Ich bin davon überzeugt, daß meine Vorfahren stolz und glücklich wären, wenn sie wüßten, das nach all dieser langen Zeit wieder ein Kontakt besteht, daß die familiären Bande wieder neu geknüpft wurden und ja, zukünftig vielleicht noch intensiver werden. Familie bleibt Familie.
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