Vor einiger Zeit wurde das Projekt zur Erfassung der Verlustlisten aus dem ersten Weltkrieg abgeschlossen und selbige sind für Genealogen freilich eine wahre Fundgrube. An dieser Stelle meinen Dank und meine Hochachtung an jene, die daran beteiligt waren. Ich selbst habe Dutzende Familienangehörige in den Verlustlisten gefunden und ja, ein zutiefst trauriges Bild aus der Vergangenheit wird damit lebendig. Vorfahren und Mitglieder aus der Familie, die an diesem unsäglichen Gemetzel teilnehmen mußten, bekommen ein temporär lebendiges Gepräge und lassen meine Gedanken in jene blutige Zeit reisen.
Von einer Familie aus einem Seitenzweig mußten gar drei!!! Söhne in den Krieg ziehen, doch offenkundig hatten sie Glück – alle drei wurden nur leicht verwundet und überlebten wahrscheinlich. Viele andere erfuhren nicht dieses Glück; ein Verwandter von mir (und viele mehr) wurde zuerst schwer verwundet, war sodann vermißt und verstarb schlußendlich. Wie viele Menschen teilten dieses Schicksal und gaben ihr Leben für – – – ja, wofür eigentlich? Wo lag der Sinn von diesen Abermillionen Toten? Nun, die Antwort ist höchst banal – es gab keinen Sinn. Kriege sind per se sinnlos. Wahrscheinlich wird nur ein eklatant tief in der Spezies Mensch verankerter Trieb ausgelebt, die Lust am Töten, Morden, Foltern und Vergewaltigen. Das gleiche alte Lied. Wieder und wieder. Seit Jahrtausenden.
Und wir edlen, hochmoralischen Menschen dieser Zeit, die wir die Ethik hochleben lassen und die heutige Zivilisation preisen, lernen noch immer nicht. Wir lernen einfach nicht. Wir investieren weiter in Waffentechnologie und bemühen uns von Herzen, noch perfidere Tötungsmethoden zu entwickeln. Ja, das treibt uns an. Nuklearwaffen und biologische Kampfmittel um halbe Welten zu vernichten – was sind wir eigentlich für degenerierte Wesen? Unsere Geschichte offenbart nur eine Ansammlung von Kriegen und unermeßlichem Leid. Und ja, ich gestehe es gerne hiermit ein, ich bin ein Unmensch, denn ich verstehe das nicht. Ich kann und werde diese kriegsgeile Rasse nie verstehen. Irrelevant, welche Gründe wir auch angeben, ob aus Geldgeilheit, Eroberungsgier, Religion oder weiß ich was.
Der Kreis der Gewalt schließt sich, wenn man ein Auge auf die militärischen Konflikte unserer Zeit wirft und auch hier gilt wieder – wir lernen es nicht. Krieg statt Frieden. Morden statt Lieben. Vernichtung statt Mitgefühl. So war es immer und so wird es immer sein. Achtung, oh du scheinbar friedliches Europa in deiner kurzsichtigen Arroganz und ignoranter Überheblichkeit; die führenden, verantwortlichen Narren in den Regierungen forcieren ohne Not einen Weg, der ganz schnell zu einem großen Krieg führen könnte – wie vor 100 Jahren. Ob bewußt oder unbewußt sei dahingestellt. Doch irrelevant, wie sich die kommenden Kriege mit ihren Massakern entwickeln werden, dieses Sterben ist und wird immer sinnlos bleiben.
Wir sollten alle Waffen vernichten – wozu benötigen wir Waffen? – und zur Abwechslung einmal versuchen, in Frieden zu leben. Ja, das Leben zu ehren und als immens wertvoll zu achten und nicht den Tod anbeten. Ist das denn so schwer? Doch nun bin ich der Narr, denn dieser naive Gedanke wird nie wahr werden; dafür fehlen unserer Spezies jegliche Ansätze von Intelligenz. Und so bleibt mir nur die liebliche Hoffnung auf eine friedliche Zukunft nach der Auslöschung der Menschheit, in der sich dieser wunderbare Planet von uns erholen kann, von den seltsamen Episoden unter dem Zeichen jener Spezies, die sich einst „Mensch“ – „Homo sapiens“ nannte und alles andere als einsichtsvoll war. Es mag dauern, aber manche evolutionäre Fehler korrigiert die Natur von allein. Dum spiro, spero.
Februar 2, 2015 um 15:04
Danke! Das ist wunderbar und mir direkt aus dem Herzen geschrieben.
Februar 2, 2015 um 15:12
Vielen Dank, Gerda. Ein zutiefst trauriges Thema…
Viele Grüße,
Marcus
Februar 8, 2015 um 16:39
Krieg ist furchtbar. Er bringt so viel Elend und Leid.
So lange ein paar Wenige am Krieg verdienen, wird es leider immer wieder Krieg geben.
Mein Vater war im 1. WK bei den Gebirgsjägern. Er hat nie über seine Erlebnisse gesprochen. Leider ist es mir nicht gelungen, in Erfahrung zu bringen, wie es ihm ergangen ist. Die preußischen Stammrollen sollen ja vernichtet sein. Die Wast konnte mir auch nicht weiterhelfen.
Krieg ist menschenverachtender Wahnsinn!
Viele Grüße
Gerda
Februar 8, 2015 um 17:51
Wohl wahr, wohl wahr. Krieg bringt immer nur Leid und Elend hervor. Ohne jedweden Sinn. Was mich an unserer Geschichte immer wieder erschreckt, ist die banale Tatsache, daß wir Menschen nicht dazu lernen. Unsere Geschichtsbücher sind ein einziges Kriegsverzeichnis und existiert die heutige Welt ohne Krieg? Das dürfte man doch annehmen. Aber wir lernen einfach nicht. Und jene, die um diese Schrecken aus eigener Erfahrung wissen und warnen und mahnen könnten, leben nicht mehr. Das generiert schon Angst.
Viele Grüße,
Marcus
Februar 8, 2015 um 19:40
Es gibt noch ein paar wenige Menschen, welche den 2.WK erlebt und überlebt haben. Die Lebensgeschichten dieser Menschen werden im Fernsehen erst zu sehr später Stunde gebracht.
Von den Menschen, welchen es gelingt aus den heutigen Kriegsgebieten dieser Welt zu flüchten, erfolgt ab und zu mal eine kurze Nachricht, dann wird zur Tagesordnung übergegangen.
Wirtschaft und Dax sind ja wichtiger! 😦
Viele Grüße
Gerda
Februar 9, 2015 um 10:53
Ja, aber es werden immer weniger. Ein Verwandter von mir – einst bei der Marine – wird in diesem Jahr 90. Nur noch wenige leben aus dieser Generation. Und jene, die nachfolgen, sind wieder geil auf Krieg. So war es immer, wird es immer sein.
Geld, Geld, Geld über alles in unserer Welt. Mit Krieg läßt sich auch vortrefflich Geld verdienen. Wie auch immer, wir lernen nicht – dafür sind wir geistig zu beschränkt.
Viele Grüße,
Marcus
Februar 9, 2015 um 11:51
Da hast Du völlig Recht.
Der älteste Bruder meiner Mutter gilt seit November 1944 als vermißt. Ein jüngerer Bruder, war bei der Wehrmacht, starb mit 88 Jahren und hat nie über den Krieg gesprochen. Ihr Schwager starb mit 92, auch er war im Krieg und hat nie darüber gesprochen. Allerdings habe ich aus seinem Nachlaß einige Aufzeichnungen und Fotos von ihm.
Ich hatte mich nie getraut, ihn auf seine Kriegserlebnisse anzusprechen, weil ich keine Wunden aufreißen wollte. Heute ärgere ich mich darüber, vielleicht hätte er darüber gesprochen, wenn ich gefragt hätte. Jetzt ist es zu spät.
Kennst Du das Gedicht von Erich Kästner „Phantasie von Übermorgen“?
Vor ein paar Jahren hatte ich das an verschiedene Zeitschriften geschickt. In keiner wurde es veröffentlicht!
Frieden läßt die Kassen leider nicht so klingeln, wie Kriege.
Viele Grüße
Gerda
Februar 9, 2015 um 12:28
Hallo Gerda,
ja, das Gedicht kenne ich und was soll ich sagen, es ist so wahr. Ich habe meine eigene Sicht auf unsere Welt, von daher sind meine nachfolgenden Sätze nicht allgemeingültig zu sehen, das ist nur meine persönliche Sicht. Aber sie kommt auch in dem Gedicht zum Tragen, denn Männchen stehen (fast) immer für Gewalt und Weibchen schenken nun einmal das Leben. Das ist bei uns auch Menschen auch so; wen verwundert es da ernsthaft, daß Frauen das Leben ganz anders zu schätzen wissen (zu ehren!), als Männer. Zudem sind Frauen intelligenter als Männer – das ist auch meine persönliche Erfahrung. Ausnahmen bestätigen die Regel. Vielen Dank für den Hinweis im Kontext der Fantasie von Übermorgen, welche ich hier gerne mit einstelle.
Auch meine Familie hat Kriegsopfer zu beklagen – darüber darf man nicht nachdenken. Erst vor kurzem hörte ich unglaubliche Schicksale aus einem anderen Familienzweig; dafür gibt es keine Worte.
Deine Rücksicht ehrt Dich, die alten Wunden nicht aufzureißen. Doch ja, vielleicht war es ein Fehler? Das kann wohl niemand mehr beantworten.
Viele Grüße,
Marcus
Fantasie von Übermorgen
Und als der nächste Krieg begann da sagten die Frauen: Nein und schlossen Bruder, Sohn und Mann fest in der Wohnung ein.
Dann zogen sie in jedem Land wohl vor des Hauptmanns Haus und hielten Stöcke in der Hand und holten die Kerls heraus Sie legten jeden über’s Knie der diesen Krieg befahl: die Herren der Bank und Industrie, den Minister und General. Da brach so mancher Stock entzwei und manches Großmaul schwieg.
In allen Ländern gab’s Geschrei, doch nirgends gab es Krieg. Die Frauen gingen dann wieder nach Haus zu Bruder und Sohn und Mann und sagten ihnen: der Krieg sei aus. Die Männer starrten zum Fenster hinaus und sahen die Frauen nicht an…
(Erich Kästner)
Februar 9, 2015 um 13:00
Leider gab und gibt es auch Frauen, die viele Männer an Brutalität und Grausamkeit noch überbieten.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie ein Mensch überhaupt anderen Lebewesen Qualen und Schmerzen zufügen kann.
Viele Grüße
Gerda
Februar 9, 2015 um 13:24
Natürlich – auch das gab und wird es immer geben.
Die Frage ist wohl nicht leicht zu beantworten, ich tendiere zu der Annahme, daß das unsere Natur ist. Aber auch hier existieren Ausnahmen. Welch Glück!
Viele Grüße,
Marcus
Februar 10, 2015 um 07:06
Eigentlich sollte in der Natur des Menschen liegen einander zu helfen. Wir Menschen können doch denken und fühlen!
Leider verroht unsere Gesellschaft immer mehr.
Ich halte mich an das Sprichwort:“Was Du nicht willst, daß man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.“
Das habe ich auch meinen Kindern beigebracht.
Wie schön wäre es, wenn jeder sich daran halten würde!
Viele Grüße
Gerda
Februar 10, 2015 um 12:23
Das wird nie passieren. Wir haben wahrlich Zeit genug gehabt, uns angemessen zu verhalten; ein liebevolles Miteinander zu entwickeln und zu leben, aber stattdessen huldigen wir der Gewalt. So war es immer und so wird es immer sein – derzeit bemühen wir uns nach Kräften in Europa einen größeren Konflikt zu generieren.
Menschen sind nun einmal geistig beschränkt. Aber die Natur wird ihren Fehler – den Irrtum Mensch – korrigieren.
Viele Grüße,
Marcus
Februar 10, 2015 um 13:16
Obwohl ich Angst habe, denke ich manchmal, besser ein Ende mit Schrecken als dieser Schrecken ohne Ende.
Leider schließen sich die friedliebenden Menschen nicht alle zusammen und gehen gegen die Kriegstreiber und Profiteure vor.
Nur vereint könnte man diese Kriegstreiber vielleicht aufhalten.
Mir kommt die Galle hoch, wenn ich zur Antwort bekomme, da können wir doch sowieso nichts machen.
Viele Grüße
Gerda
Februar 10, 2015 um 14:13
Ich betrachte das ähnlich. Die fehlende Einigkeit verhindert essentielle Änderungen; einer alleine ändert nichts, alle zusammen schon. Man muß nur alle vereinigen. Nur. Nichts ist jemals einfach.
Viele Grüße,
Marcus
Februar 10, 2015 um 19:33
Gerade daran scheitert es aber.
Viele Grüße
Gerda
Februar 11, 2015 um 14:04
Mein Reden. Leider.
Viele Grüße,
Marcus