In den vermutlich grauen und kalten Novembertagen des Jahres 1718 verstarb eine alte Dame. Nach all den zahllosen Einträgen in den Kirchenbüchern, die ich bisher lesen durfte, stellt dieser Todeseintrag ein Novum dar. Ihr Name fehlt und ebenso das Alter. So bleibt nur festzuhalten, daß „…eine alte Frau“ beerdigt wurde. Wer war sie? Wie lautete ihr Name? Wann wurde sie geboren? Wie lebte sie? Mit wem? Blieb sie wirklich kinderlos? Ohne Nachkommen? Warum war selbst ihr Name unbekannt? Offenbar kannte sie niemand. Namenlos im Tod. Wahrscheinlich hat sie selbst nie daran gedacht, daß sie eines Tages in dieser Form ihr Leben beschließen wird. Als unbekannte, alte Frau. Möge ihr Leben anderer Natur gewesen sein, ja, glücklicher. Nach gut 300 Jahren, die das vergängliche Leben in die Vergangenheit verbannt hat, wünsche ich ihr das – nachträglich.
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